Dtsch Med Wochenschr 1977; 102(13): 473-478
DOI: 10.1055/s-0028-1104914
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Intraoperative histologische Schnelldiagnose von Knochengeschwülsten

Möglichkeiten und Grenzen* 1 Rapid intra-operative histological diagnosis of bone tumoursR. Lindenfelser
  • Abteilung Pathologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (Vorstand: Prof. Dr. J. Schoenmackers)
* Professor Dr. J. Schoenmackers zum 65. Geburtstag 1 Mit Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Intraoperative Schnellschnittuntersuchungen an Knochentumoren setzen voraus, daß Biopsiefehler, ihr Hauptrisiko, vermieden werden. Anhand von Tumorbiopsien lassen sich dann sowohl mit dem einfachen Gefriermikrotom ohne Messerkühlung als auch am Kryostaten für die Beurteilung geeignete Schnellschnitte anfertigen. Zur Information über zytologische Details sind die besonders dünnen Kryostatschnitte oft hervorragend geeignet, manchmal sogar Paraffinschnitten überlegen. Hingegen lassen sich zellarme Tumoren mit viel Interzellularsubstanz oder Karzinommetastasen am gewöhnlichen Gefrierschnitt oft sicherer als am Kryostatschnitt beurteilen. Vermeidung von Beurteilungsfehlern setzt Erfahrung in der allgemeinen Pathologie der Knochengeschwülste voraus. Zum schwierigsten gehört es, Chondrome der langen Röhrenknochen und des Beckens zu beurteilen; für zahlreiche Riesenzelltumoren mit ihrer besonderen Rezidivneigung noch nach Jahren bewährt sich der Begriff der Semimalignität. Gefahren und Grenzen der Schnelldiagnose von Knochentumoren zeigen sich am deutlichsten bei rein histomorphologischen Deutungsversuchen ohne Kenntnis von Vorgeschichte, klinischem Befund oder Röntgenbildern. Hier liegen sichere Fehlerquellen; das wird am Frakturkallus mit dem Risiko seiner verhängnisvollen Mißdeutung als Osteosarkom besonders klar. Die Verantwortung für das Resultat des Schnellschnittes von Knochentumoren kann vom Pathologen nur dann übernommen werden, wenn seiner Diagnose neben dem mikroskopischen Substrat auch die Röntgenbefunde und exakte klinische Daten zugrunde liegen.

Summary

The main deficiency of rapid intra-operative histological diagnosis of bone tumours is the possibility of biopsy error. If this is avoided, rapid sections can be made from tumour biopsy specimens either with the simple freeze-microtome or a cryostat. The specially thin cryostat sections are particularly suitable for revealing cytological details and may be superior even to paraffin sections. On the other hand, cell-deficient tumours with a great deal of intercellular substance or carcinoma metastases can be diagnosed more reliably from usual frozen section than cryostat section. Considerable experience is required to avoid misdiagnosis. One of the most difficult problems is the diagnosis of chondromas of the long bones and the pelvis. The term »semimalignancy« is a suitable one for many forms of those giant-cell tumours which have special tendency towards recurrence even after years. Dangers and limitations of the rapid diagnosis of bone tumour are demonstrated most clearly on purely histomorphological assessment, without knowledge of history, clinical findings or X-ray diagnosis. This is especially striking in the case of fracture callus which may be misdiagnosed as osteosarcoma.