Dtsch Med Wochenschr 1977; 102(30): 1087-1090
DOI: 10.1055/s-0028-1105469
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Epidemiologische Wirkung der Influenza-Impfung

Epidemiological effect of influenza vaccinationW. Hennessen, R. Mauler, H. Gruschkau, J. Hinz, Ch. Ullrich
  • Behringwerke AG, Marburg
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Während der Jahre 1971-1975 traten in der Bundesrepublik Deutschland keine Epidemien durch Influenza-A-Virus auf. Die direkten und indirekten Nachbarländer berichteten dagegen über bis zu drei derartige Epidemien. Die Betrachtung der benutzten Impfstoffe zeigt Unterschiede auf: Im Gegensatz zu den Nachbarländern wurden in der Bundesrepublik überwiegend Vakzinen angewendet, welche mineralische Adjuvantien enthielten; unter ihnen waren solche aus Virusuntereinheiten häufiger. Der Vergleich der Influenza-Mortalität zwischen den USA und der Bundesrepublik über 20 Jahre läßt von 1956 bis 1965 eine strikte Korrelation zwischen den Angaben für beide Länder erkennen. Ab 1966 dagegen sinkt die Grippe-Sterblichkeit in der Bundesrepublik kontinuierlich ab, während sie in den USA unverändert bleibt. Die Impfpraxis in beiden Ländern weicht seit 1966 insofern voneinander ab, als die Empfehlungen der Öffentlichen Gesundheitsdienste unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ansprechen. In den USA sind es nur die Risikopatienten, während in der Bundesrepublik zusätzlich die Impfung der übrigen Bevölkerung empfohlen wird. Dementsprechend unterscheiden sich die Durchimpfungsraten für verschiedene Bevölkerungsgruppen in beiden Ländern stark. Das Fehlen von Influenza-Epidemien, begleitet von einer Reduktion der Grippesterblichkeit, legt die Erklärung nahe, daß beide Phänomene die Folge der Unterbrechung von Infektketten sind. Dies scheint durch Impfung eines Teiles der Gesamtbevölkerung und der Risikogruppen erfolgreicher zu sein als nur durch die Impfung von Risikogruppen. Die Impfpraxis wird damit zum wesentlichen Instrument gegen die epidemische Verbreitung von Influenza-Virus.

Summary

No influenza-A virus epidemic occurred in the Federal Republic of Germany during 1971-1975. The neighbouring countries, however, reported up to three such epidemics. The vaccines used had differences: contrary to neighbouring countries, in the FRG largely those were used which had mineral adjuvants, and they more frequently had viral subgroups. Comparison between the USA and FRG with respect to influenza death-rates over 20 years revealed a strict correlation from 1956 up to 1965. But since 1966 the death-rate has decreased progressively in the FRG while it hase remained unchanged in the USA. Immunisation methods in the two countries have differed since 1966 in that the Public Health Authorities of the two countries have recommended immunisation of different population groups: in the USA it has been only for patients at risk, while in the FRG the rest of the population has also been urged to be immunised. As a result, immunisation rates differ markedly between the two countries. Absence of an influenza epidemic, accompanied by a reduction in death-rate due to influenza, strongly suggests that the two phenomena are the result of a break in the infection chain. This seems to be more successful when both part of the total population and the risk groups are immunised.

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