Dtsch Med Wochenschr 1977; 102(38): 1335-1341
DOI: 10.1055/s-0028-1105503
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Deutung von Digitalishaftzeichen im Elektrokardiogramm

Vergleichende ergometrische Untersuchungen bei Gesunden und KoronarkrankenDigitalis effects on the electrocardiogramm: ergometric studies in healthy subjects and patients with coronary artery diseaseH.-U. Lehmann, S. Janitzki, H. Hochrein
  • III. Medizinische Klinik, Rudolf-Virchow-Krankenhaus, Berlin (Chefarzt: Prof. Dr. H. Hochrein)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)

Zusammenfassung

Es bestehen grundsätzliche Unterschiede in der digitalisbedingten Beeinflussung der elektrokardiographischen Repolarisationsphase bei Patienten mit und solchen ohne Belastungskoronarinsuffizienz. Diese Unterschiede beruhen im wesentlichen auf einem verschiedenartigen Verhalten des ST-Segments unter Digitalis im ergometrischen Belastungstest. Therapeutische Wirkdosen von ß-Acetyldigoxin führten bei gesunden Probanden nicht oder nur zur diskreten ST-Streckensenkung sowohl in Ruhe als auch unter maximaler fahrradergometrischer Belastung, wobei im Einzelfall das ST-Segment nie unter 0,1 mV gesenkt erschien. Dagegen ergab das gleiche Vorgehen bei Patienten mit latenter Koronarinsuffizienz ausgeprägte, signifikante und dosisabhängige ST-Streckensenkungen unter einer ansteigenden Digitalisierung im therapeutischen Bereich, die bei einem Teil der Patienten außerdem mit einer verminderten stenokardischen Belastungstoleranz verbunden waren. Hieraus resultiert die allgemeine Schlußfolgerung, daß die sogenannten Digitalishaftzeichen entgegen der bisherigen Auffassungen durchaus auch eine diagnostische Bedeutung beim Erkennen einer latenten Koronarinsuffizienz besitzen.

Summary

Therapeutically effective doses of beta-acetyldigoxin in healthy subjects produced no or only minor S-T depression both at rest and under maximal cycle-ergometry, in individual instances the S-T segment never being depressed by more than 0.1 mV. On the other hand, similar exercise in patients with latent coronary insufficiency produced marked, significant and dose-dependent S-T segment depressions under increasing digitalisation within the therapeutic range, and in some of the patients there was also decreased exercise tolerance before anginal symptoms. It is concluded that the so-called digitalis effect is definitely of diagnostic significance in the recognition of latent coronary insufficiency, contrary to previously held belief.