Dtsch Med Wochenschr 1975; 100(15): 821-825
DOI: 10.1055/s-0028-1106302
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

EKG-Veränderungen und Digoxin-Serumkonzentration bei Digitalisintoxikationen*

ECG changes and serum-digoxin concentration in digitalis toxicityT. Risler, B. Grabensee, F. Grosse-Brockhoff
  • I. Medizinische Universitätsklinik A Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. F. Grosse-Brockhoff)
* Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Sonderforschungsbereich Cardiologie, Düsseldorf.
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei 76 Patienten, bei denen klinische und elektrokardiographische Hinweise auf eine Digitalisintoxikation bestanden und Serum-Digoxinkonzentrationen über 2,5 ng/ml gemessen wurden, wurde untersucht, ob bestimmte digitalisbedingte EKG-Veränderungen der Höhe des Serum-Digoxinspiegels zugeordnet werden können. Die Untersuchungen ergaben, daß sich die Serum-Digoxinkonzentrationen bei den verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen EKG-Veränderungen nicht signifikant voneinander unterscheiden und daß der Schweregrad der EKG-Veränderungen nicht mit der Höhe des Serum-Digoxinspiegels korreliert. Ferner zeigte sich, daß die radioimmunologische Digoxinbestimmung eine verläßliche Kontrollmöglichkeit zur Entscheidung der Frage darstellt, ob Reizbildungs- und Reizleitungsstörungen digitalisbedingt sind oder nicht. Während nur in einem Krankheitsfall (während Hämodialyse) ein Abfall des Kaliumspiegels unter die Norm festgestellt wurde, bei dem die Zeichen der Digitalisintoxikation elektrokardiographisch deutlich verstärkt wurden, wurden bei fünf Patienten mit Digoxinkonzentrationen im Serum über 6 ng/ml hohe Kaliumwerte gefunden. Die gemeinhin empfohlene und geübte Verabreichung von Kalium bei Digitalisintoxikationen bedarf der Einschränkung, daß Kalium nur beim Nachweis eines erniedrigten Kaliumspiegels im Blut gegeben werden darf. Auffallend war bei unseren Kranken der hohe Anteil mit eingeschränkter Nierenfunktion (n = 51).

Summary

Seventy-six patients with clinical and ECG evidence of digitalis toxicity and serum-digoxin concentrations over 2.5 ng/ml were investigated for possible correlation between certain ECG changes and the level of serum digoxin, but no correlation was found. However, radioimmunological determination of digoxin level proved to be a reliable means of deciding whether abnormalities of impulse formation or conduction were due to digitalis. In only one case (during haemodialysis) was there a fall in potassium level below normal, with signs of digitalis toxicity electrocardiographically. In five other patients with serum digoxin levels above 6 ng/ml high potassium values were found. Caution in the administration of potassium is advised: it should be given only if it is demonstrated to be below normal. Fifty-one of the patients had impaired renal function.