Dtsch Med Wochenschr 1973; 98(5): 194-201
DOI: 10.1055/s-0028-1106776
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Bedeutung humoraler Antikörper gegen Candida albicans für den Nachweis von Candida-Infektionen

The significance of humoral antibodies against Candida albicans in the demonstration of Candida infectionsF. Bläker, K. Fischer, H. H. Hellwege
  • Universitäts-Kinderklinik Hamburg (Direktor: Prof. Dr. K. H. Schäfer)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. April 2009 (online)

Zusammenfassung

Um den Wert immunologischer Untersuchungen für die Diagnose systemischer Candida-Infektionen zu prüfen, wurden bei gesunden Kindern und Erwachsenen, bei Patienten mit Candida-Infektionen und bei Patienten mit gestörter Immunitätslage die agglutinierenden und präzipitierenden Antikörper gegen Candida albicans bestimmt. Bei gesunden Personen ließen sich Candida-Agglutinine ziemlich regelmäßig nachweisen. Wie Agglutinine gegen andere weitverbreitete mikrobielle Antigene besaßen sie überwiegend IgM-Struktur. Candida-Präzipitine fanden sich nur ausnahmsweise in Konzentrationen, die mit Hilfe der Überwanderungselektrophorese erfaßt werden konnten. Bei Patienten mit reaktionsfähiger Immunabwehr bestand ein wesentlicher Anstieg der Candida-Präzipitine im Ablauf einer Candida-Infektion. Zytostatika unterdrückten die Antikörperbildung nicht. Wegen der Dauer der Erkrankung oder aus kompensatorischen Gründen lagen die Antikörperkonzentrationen bei Patienten mit chronischer granulomatöser Candidiasis und partiellen zellulären Immundefekten besonders hoch. Nach diesen Befunden sind damit Candida-Infektionen bei intakter humoraler Immunabwehr zu erkennen. Der immunologischen Diagnostik entgehen nur die Fälle, bei denen aufgrund einer schweren primären oder sekundären Antikörperbildungsstörung auf die Infektion keine angemessene Immunreaktion erfolgt. Falsch-positive Ergebnisse sind selten. Sie können offenbar durch vermehrte Antigeneinschwemmung infolge stärkerer Durchlässigkeit von Schleimhäuten oder durch eine gesteigerte Reaktionslage der immunologischen Abwehr verursacht werden, wie am Beispiel des kindlichen Asthma bronchiale und der Hypergammaglobulinämie bei Neutropenie deutlich wird.

Summary

In healthy children and adults, patients with candidiasis and those with immunological abnormalities, agglutinating and precipitating antibodies against Candida albicans were determined. In healthy subjects Candida agglutinins were demonstrated frequently. Just like agglutinins against other widespread microbial antigens, most of them had an IgM structure. Candida precipitins were only rarely found in concentrations demonstrable by migrationelectrophoresis. In patients capable of immunological reactions there was a marked increase in Candida precipitins in the course of candidiasis. Cytostatic drugs did not suppress antibody formation. Because of the duration of the disease or for compensatory reasons, antibody concentrations were especially high in patients with chronic granulomatous candidiasis and partial cellular immune defects. These findings indicate that candidiasis can be diagnosed as long as immunological reactions are intact. Immunological diagnosis fails only in those cases in which, as a result of severe primary or secondary disturbance of antibody formation, no appropriate immune reaction to the infection occurs. False-positive results are rare. Apparently they can occur as a result of an increased reactivity of the immunological response, as for example bronchial asthma in children or hypergammaglobulinaemia in neutropenia.