Dtsch Med Wochenschr 1972; 97(30): 1119-1124
DOI: 10.1055/s-0028-1107510
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Bedeutung von Blutungen in der Frühschwangerschaft für das Kind*

The significance for the newborn of bleeding in early pregnancyG. Mau, P. Netter
  • Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation der Universität Mainz (Direktor: Prof. Dr. Dr. S. Koller)
* Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
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Publication Date:
15 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei einer Untersuchung der Beziehungen zwischen Blutungen in der Frühschwangerschaft (1.–4. Monat) und pathologischen Befunden am Neugeborenen und an der Placenta fand sich die bereits bekannte Steigerung der Frühgeburtenfrequenz nach Blutungen. Eine Aufschlüsselung nach der Schwangerschaftsdauer (bis zu 260 Tagen und darüber) ergab, daß die den Blutungen zur Last gelegten Schäden Frühgeburteneffekte sind. Bei ausgetragenen Kindern waren perinatale Sterblichkeit, pathologische Apgar-Werte, pathologische Befunde am Zentralnervensystem und pathologische Placentabefunde nach Blutungen gegenüber der Kontrollgruppe nicht vermehrt. Eine Verschiebung zu niedrigeren Geburtsgewichten war ebenfalls nicht sichtbar, so daß Zusammenhänge zwischen Blutungen und Mangelgeburt ebenfalls nicht erkennbar waren. Ergebnisse ohne eine solche Aufschlüsselung nach der Schwangerschaftsdauer müssen weitgehend als heterogenitätsbedingte Scheinassoziationen angesehen werden. Blutungen in der Frühschwangerschaft zeigen eine Störung der Plazentation an, bei der die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt steigt. Die Prognose für das Kind wird im wesentlichen dadurch bestimmt. Erfolgt die Geburt nach etwa dem 260. Tag, so ist die Prognose nicht ungünstiger als für Kinder nach Schwangerschaften ohne Blutungen; man findet dann lediglich etwas häufiger leichtere Plazenten. Eine Häufung bestimmter Mißbildungstypen nach Blutungen konnte nicht festgestellt werden.

Summary

In a study of the relationship between bleeding in the early period of pregnancy (first to fourth month) and abnormalities in the newborn and the placenta, the previously known increase in the number of premature births after bleeding was confirmed. A further analysis according to the duration of pregnancy (up to 260 days and above) indicated that those abnormalities which had been thought to be due to bleeding were in fact the effects of prematurity. In mature children the perinatal mortality, abnormal Apgar score, abnormalities in the central nervous system and the placenta were the same after bleeding as in a control group without it. There was also no shift to a lower birth weight so that there was no relationship between bleeding and low-weight birth. Any such supposed association is due to heterogeneity of the material, unless the results are analysed according to the duration of pregnancy. Bleeding in the early period of pregnancy indicates abnormal placentation, which increases the likelihood of premature delivery. The prognosis for the child is largely determined by the latter. If delivery occurs after the 260th day the prognosis is no less favourable than for children after pregnancies without any bleeding: there is merely a slightly higher incidence of light placentas. There was no increase in the incidence of certain types of malformation after bleeding.

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