Zusammenfassung
Bei einer 24jährigen Frau hatten sich etwa 3 Wochen nach der erstmaligen Einnahme
einer Kombination von Norgestrel und Äthinylöstradiol (Eugynon®) in wenigen Tagen eine Vergrößerung der Leber, vorwiegend des linken Lappens, und
ein Aszites entwickelt, verbunden mit starken Oberbauchschmerzen. Aus den Befunden
bei der Laparoskopie, der Leberbiopsie und der Leberszintigraphie ließ sich zusammen
mit dem klinischen Bild die Diagnose eines Budd-Chiari-Syndroms stellen. Die akute
Krankheitsphase wurde mit Heparin und Diuretika beherrscht. Die Patientin überlebt
jetzt im vierten Jahr mit Phenprocoumon-(Marcumar®)-Dauertherapie und ist voll berufstätig[*]. Bisher wurden zehn weitere Fälle mitgeteilt, bei denen ein Zusammenhang zwischen
der Einnahme von Antikonzeptiva und dem Auftreten eines Budd-Chiari-Syndroms wahrscheinlich
ist.
Summary
In a 24-year-old woman who had only once taken a preparation combining norgestrel
and ethinyloestradiol (Eugynon®), hepatomegaly especially of the left lobe and ascites developed about three weeks
later and was associated with severe upper abdominal pains. Budd-Chiari syndrome was
confirmed at laparoscopy and in the liver biopsy specimen and the liver scan. The
acute illness was controlled with heparin and diuretics. Up to her death four years
later, the patient was well on continuous treatment with phenprocoumon and was in
full-time occupation. Only ten similar cases have been reported so far in which a
Budd-Chiari syndrome has occurred in probable association with the taking of contraceptives.
Nachtrag. Nach Drucklegung der Arbeit ergab sich folgender Sachverhalt: Im Mai 1972
befand sich die Patientin in einem naturheilkundlich ausgerichteten Sanatorium, wo
die Marcumar-Behandlung abgesetzt wurde. Auf ihren Wunsch erfolgte jedoch eine ernute
Marcumar-Behandlung im Juni 1972. Die Quick-Werte lagen um 40%, als sie eine Urlaubsreise
ins Ausland antrat. Dort kam es zum Auftreten von Gelenkbeschwerden und Durchfall,
kurze Zeit darauf zu einer schweren Hämatemesis. Da die Blutung konservativ nicht
beherrscht werden konnte, wurde eine Laparotomie durchgeführt, bei der eine Pfortaderthrombose
und Aszites festgestellt wurden. Die Patientin ist am 27. 6. 1972 an der schweren
Blutung aus Ösophagusvarizen gestorben. Eine Sektion fand nicht statt.