Dtsch Med Wochenschr 1974; 99(11): 502-509
DOI: 10.1055/s-0028-1107792
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Bidirektionale Tachykardie bei Digitalisbehandlung

Bidirectional tachycardia caused by digitalisH. Djonlagić, H.-A. von Kurnatowski, K.-W. Diederich
  • II. Medizinische Klinik der Medizinischen Hochschule Lübeck (Direktor: Prof. Dr. A. Kleinschmidt)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei drei Patienten entwickelte sich während der Behandlung mit Herzglykosiden eine bidirektionale Tachykardie. In allen drei Fällen bestand eine Niereninsuffizienz. Eine Patientin hatte als Grundleiden einen frischen Herzinfarkt, die beiden anderen litten an einer schweren arteriosklerotischen Herzkrankheit. Einige Tage bis eine Woche nach Auftreten der bidirektionalen Tachykardie starben alle drei Patienten. Das elektrokardiographische Bild der bidirektionalen Tachykardie war durch eine alternierend gegensinnige Ausschlagsrichtung der QRS-Komplexe charakterisiert. Bei einem Patienten ging der Manifestation der bidirektionalen Tachykardie eine Serie gepaarter bidirektionaler Extrasystolen voraus. Dagegen entwickelte sich die bidirektionale Tachykardie bei dem zweiten Patienten aus einer unidirektionalen Tachykardie. Beim dritten Patienten bestand während der tachykarden Phase das typische Bild eines intermittierenden links-anterioren und links-posterioren Hemiblocks bei konstantem Rechtsschenkelblock. Später traten mehrmals unidirektionale Tachykardien unter dem Bild eines Rechtsschenkelblocks mit links-posteriorem Hemiblock auf. Als Entstehungsmechanismus wird ein ventrikulärer ektopischer Focus im proximalen Anteil des linken Kammerschenkels mit intermittierender Leitungsstörung (bzw. -blockierung) im vorderen oder hinteren Ast angenommen. Diese seltene Herzrhythmusstörung als Ausdruck einer Digitalis-Intoxikation zu erkennen, ist von praktischer Bedeutung.

Summary

In three patients bidirectional tachycardia developed during treatment with cardiac glycosides. All three were in renal failure. In one patient the basic cardiac condition was an infarct, while the other two had severe arteriosclerotic heart disease. All three patients died several days to one week after onset of the bidirectional tachycardia. The E.C.G. was characterized by alternating oppositely directed QRS complexes. In one patient the bidirectional tachycardia was preceded by a series of paired bidirectional extrasystoles. In the second patient it developed from a unidirectional tachycardia. In the third patient there was the typical picture of intermittent left anterior and left posterior hemiblock with constant right bundle branch block during the tachycardie phase. Unidirectional tachycardia with right bundle branch block and left posterior hemiblock later occurred on several occasions. The development of the bidirectional tachycardia in these cases is probably due to a ventricular ectopic focus in the proximal portion of the left bundle branch with intermittent disturbance or block in the anterior or posterior branch.