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DOI: 10.1055/s-0028-1109160
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Heilpflanzen in der Augenheilkunde. Die Übersetzung der Materia medica des Dioskurides von Pietro Andrea Matthioli
Medicinal Herbs in Ophthalmology. The Materia Medica of Dioskurides translated by Pietro Andrea MatthioliPublikationsverlauf
Eingegangen: 9.1.2009
Angenommen: 14.1.2009
Publikationsdatum:
17. März 2009 (online)

Quellen und Literatur
Dioskurides Pedanius aus Anazerba war ein weitgereister Militärarzt, er lebte im 1. Jh. n. Chr. Seine Arzneimittelkunde wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt (Latein, Syrisch, Arabisch, Englisch, Hebräisch, Türkisch, Italienisch, Deutsch usw.) und immer wieder verändert und ergänzt. Das Werk ist in 5 Büchern in eine systematische Ordnung unterteilt. Es beeinflusste noch im beginnenden 20. Jahrhundert Pharmazie und Medizin. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt eine wertvolle lateinische Handschrift der Materia medica (um 950, Unteritalien). Ein ebenso kostbares Exemplar (Mitte 10. Jh., Konstantinopel) in griechischer Sprache besitzt die Pierpont Morgan Library in New York. Die Handschriften Wiener Dioskurides (512 n. Chr.) [4], Codex Neapolitanus, Macer floridus (11. Jh.) [6] und Codex medicina antiqua (13. Jh.) [5] haben viele Heilpflanzen aus der Materia medica des Dioskurides übernommen.
In der folgenden Zusammenstellung finden sich die augenärztlichen Heilpflanzen aus der Materia medica und deren Anwendungen. Entnommen sind sie der italienischen Übersetzung des Dioskurides durch den Welschtiroler Pietro Andrea Matthioli Di Pedacio Dioscuride Anacarbeo della materia Medicinale, 5 Bde., Valgrisi; Venedig, 1568 [3]. Die Reihenfolge und die Kapitel-Nummerierungen der Pflanzen werden beibehalten. An Stelle der römischen Ziffern werden arabische verwendet. Zu Hilfe genommen wurde eine griechische Transkription [8] und die deutschen Übersetzungen des Altphilologen Julius Berendes [2] und des Arztes Max Aufmesser [1]. In der illustrierten Übersetzung durch Pietro Andrea Matthioli wurden von den 708 in der Materia medica beschriebenen Pflanzen 101 in der Augenheilkunde angewandt, dazu kommen Wollfett, Honig, Weinprodukte etc. und 14 Mineralien. Matthioli hat in sein Werk auch Pflanzen aufgenommen, die zur Zeit des Dioskurides im Mittelmeerraum nicht bekannt waren, wie z. B. Limone, Orange, Rosskastanie, Opuntie, Mais usw.
Nicht alle Pflanzen, die in der Materia medica beschrieben sind, lassen sich eindeutig bestimmen. Die jetzt gültigen Pflanzennamen werden einem alphabetisch geordneten Handwörterbuch entnommen [7]. Durch die genauen Illustrationen in Matthiolis Werk sind die Pflanzen besser zu bestimmen als durch die Miniaturen des Wiener Dioskurides. Nicht immer ist die Beschreibung der Symptome und Diagnosen genau nachvollziehbar. Keine der angeführten Pflanzen ist heute noch in der Augenheilkunde in Verwendung.
Literatur
- 1 Aufmesser M. Pedanius Dioscurides aus Anazerba. Fünf Bücher über die Heilkunde. Aus dem Griechischen übersetzt. Hildesheim-Zürich-New York; Olms-Weidmann 2002
- 2 Berendes J. Des Pedanios Dioskurides aus Anazerbos Arzneimittellehre in fünf Büchern. Stuttgart; Enke, 1902, Nachdruck Vaduz; Sändig 1997
- 3 Daxecker F. Der Botaniker und Arzt Pietro Andrea Matthioli. Klin Mbl Augenheilk. 2004; 221 516-517
- 4 Daxecker F. Heilpflanzen bei Augenerkrankungen im Wiener Dioskurides. Klin Mbl Augenheilk. 2007; 224 611-612
- 5 Daxecker F. Heilmittel der Augenheilkunde im Codex medicina antiqua (Codex Vindobonensis 93). Klin Mbl Augenheilk. 2007; 224 950-951
- 6 Daxecker F. Heilpflanzen der Augenheilkunde in der Handschrift Macer floridus und ein Vergleich mit De Materia medica des Dioskurides, Codex medicina antiqua und Wiener Dioskurides. Klin Mbl Augenheilk. 2008; 225 308-311
- 7 Zander R. Handwörterbuch der Pflanzennamen (Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Sigmund Seybold). Stuttgart; 18Ulmer 2008
- 8 Wellmann M. Pedanii Dioscurides Anazerbei de Materia medica Libri quinque. Berlin; Weidmann 1958 3 Bde
Prof. Franz Daxecker
Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35
6020 Innsbruck
Österreich
Telefon: + + 43/05 12/28 27 06
eMail: franz.daxecker@i-med.ac.at