Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226(11): 908-909
DOI: 10.1055/s-0028-1109892
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prof. Dr. Michael H. Foerster gewidmet zum 65. Geburtstag

Prof. Dr. Michael H. Foerster dedicated to his 65th birthdayN. Bornfeld1
  • 1Zentrum für Augenheilkunde, Universitätsklinikum
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Publication Date:
13 November 2009 (online)

Dieses und das folgende Heft sind Herrn Prof. Dr. Michael H. Foerster zu seinem (schon etwas länger zurückliegenden) 65. Geburtstag gewidmet. Schüler, Weggefährten und Mitstreiter haben versucht, in Beiträgen für zwei Hefte einen Überblick über neue Aspekte vitreoretinaler Erkrankungen und der ophthalmologischen Onkologie zu geben, die das wissenschaftliche und klinische Interesse von Michael Foerster widerspiegeln.

In diesem Heft beginnen M. A. Gamulescu et al. mit einer Übersichtsarbeit über den Stellenwert der vitreoretinalen Chirurgie in der Behandlung des diabetischen Makulaödems. Trotz aller Fortschritte ist der Verlauf bei diabetischem Makulaödem für Arzt und Patient häufig frustrierend. Seit der ETDRS sind nur wenige Studien mit hohem Signifikanzniveau publiziert worden, die in letzter Zeit eine zumindest teilweise Überlegenheit der (konventionellen) Lasertherapie gegenüber der intraokularen medikamentösen Therapie gezeigt haben. Gamulescu et al. können in ihrem Beitrag zeigen, dass die chirurgische Therapie mit Abhebung der hinteren Glaskörpergrenzmenbran, ggfs. mit Entfernen der M. Limitans interna, zwar anatomische, aber nicht immer funktionelle Erfolge erzielen kann und dass funktionelle Erfolge auf Patienten beschränkt sind, die eine vitreomakuläre Traktion aufweisen. C. Jandeck stellt in ihrer Arbeit neue Aspekte in der Behandlung der Frühgeboreneneretinopathie (ROP) dar, die sich insbesondere durch den in letzter Zeit besonders deutlich gewordenen Stellenwert von „plus-disease” als Risiko-Faktor und die möglichen Therapieoptionen durch die intraokulare Inhibition von VEGF ergeben. Die Neubewertung der Risikofaktoren für die Progression der ROP haben zu entsprechenden Änderungen in den Leitlinien für die augenärztliche Betreuung von Frühgeborenen geführt. N. Bechrakis et al. stellen die ermutigenden Ergebnisse dar, die durch die Kombination konformierender Bestrahlungstechniken und modernen intraokularen Operationstechniken in der Behandlung großer intraokularer Melanome erzielt werden konnten und die zu einer entscheidenden Verbesserung der funktionellen Prognose in der bulbuserhaltenden Terapie großer intraokularer Melanome geführt haben. A. Schüler et al. befassen sich mit der selten gewordenen Problematik von persistierenden Makulaforamina nach vitreoretinaler Chirurgie und können zeigen, dass durch eine Modifikation der Technik einschließlich der intraoperativen Verwendung von Eigenblut und lang dauernder Gastamponaden auch in diesen Fällen ein anatomischer und funktioneller Erfolg erzielt werden kann. J. Wachtlin et al. berichten über eine interessante Technik in der Behandlung prognostisch sonst sehr ungünstiger Hämangiome der Aderhaut, wo mit der „Paint-brush”-Technik in der Anwendung der photodynamischen Therapie eine wesentliche Reduktion der tumorassoziierten Leckage und damit eine Verbesserung des Sehvermögens erreicht werden kann. Der letzte Beitrag in diesem Heft von K. Kreusel et al. stellt die Bedeutung sog. Indexpatienten in der Diagnose des von Hippel-Lindau-Syndroms dar, die Anlass für eine Familienuntersuchung sein sollten, wo in vielen Fällen noch sehr gut behandelbare Frühstadien dieser Erkrankung gefunden werden können.

Im Dezember-Heft werden H. Heimann et al. über den Einfluss des Operateurs auf das Ergebnis in der operativen Behandlung der rhegmatogenen Netzhautablösung berichten, wo sich im phaken Studienarm ein signifikanter Einfluss des Operateurs (nicht aber des gewählten Operationsverfahrens!) auf das funktionelle Operationsergebnis fand. Dies entspricht den Ergebnissen anderer operativer Studien und muss sicher auch im Hinblick auf die operative Ausbildung künftiger vitreoretinaler Operateure diskutiert werden. U. Kellner et al. geben einen exzellenten Überblick über die moderne evidenzbasierte Diagnostik hereditärer Netzhauterkrankungen. L. Krause et al. stellen in einer eindrucksvollen klinischen Fallserie die Ergebnisse dar, die sich jetzt in der Behandlung maligner Melanome der Bindehaut durch die Kombination chirurgischer Techniken mit der topischen medikamentösen Therapie und modernen Brachytherapie-Techniken erzielen lassen. Zum Schluss stellen M. Holdt et al. klinische Symptome und potenzielle Therapieoptionen bei intraokularen Medulloepitheliomen des Kindesalters dar, wobei gerade die Diagnostik dieses sehr seltenen Tumors häufig viele differenzialdiagnostische Fallen aufweist.

Die in diesen beiden Heften publizierten Arbeiten repräsentieren das wissenschaftliche und klinische Interesse des Jubilars. Michael Foerster wurde 1943 in Windsbach, also in Bayern geboren – ein Umstand, mit dem er nicht selten kokettierte. Nach Studium in Tübingen, Berlin und am Bascom Palmer Eye Institute in Miami begann er nach seiner Medizinalassistentenzeit 1970 als wissenschaftlicher Assistent von Prof. Grüsser am Physiologischen Institut der Freien Universität Berlin, was seinem wissenschaftlichem Interesse an der Elektrophysiologie des Auges entsprach. Die Facharztweiterbildung begann er 1972 in Tübingen bei Prof. Naumann, Prof. Aulhorn und Prof. Wessing. Im Jahr 1978 wechselte er zusammen mit Prof. Wessing an die Universitäts-Augenklinik Essen, wo er zusammen mit Prof. Meyer-Schwickerath und Prof. Wessing arbeitete und sich 1987 habilitierte. 1990 folgte der Ruf auf die jetzige Position als Direktor der Augenklinik des Campus Benjamin Franklin der Charité (zum Zeitpunkt der Berufung noch Universitätsklinikum Steglitz der Freien Universität Berlin). Michael Foerster ist es gelungen, „seine” Berliner Klinik zu einem nationalen und internationalen Zentrum für vitreoretinale Erkrankungen und für die Diagnose und Behandlung intraokularer Tumoren aufzubauen. Neben seinem eigenen nahezu rastlosen Einsatz für seine Klinik war sicher auch ein Schlüssel zu diesem Erfolg seine außergewöhnliche Fähigkeit, Mitarbeiter zu motivieren, an die Klinik zu binden, zu fördern und sehr unterschiedliche Charaktere unter einem Dach zu kooperativer Tätigkeit zu bringen – eine möglicherweise in seiner Zeit in Miami von Edward Norton erlernte oder durch ihn vertiefte Fähigkeit. Diese Fähigkeit zur Integration und Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses hat nicht nur zum Aufstieg der Berliner Klinik, sondern auch zur Berufung dreier seiner Mitarbeiter auf Lehrstühle und einer Vielzahl seiner Mitarbeiter auf leitende Positionen in Kliniken und operativen Zentren national und international geführt. Mehr als 190 publizierte Arbeiten mit „peer review” als Autor und Co-Autor dokumentieren diese Fähigkeit eindrucksvoll. Michael Foerster war Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, der Retinologischen Gesellschaft und Organisator des unvergessenen Europäischen Kongresses der SOE und der DOG in Berlin im Jahre 2005. Wir alle, die mit ihm zusammen arbeiten durften, sind ihm nicht nur für die persönliche und berufliche Förderung dankbar. Wir sind ihm auch dankbar, dass wir im Geiste seiner eigenen Lehrer an ihm erlebt haben, wie es auch heute im Zeitalter der Erlösoptimierung möglich ist, mit Patienten angemessen und einfühlsam umzugehen, ihnen in manchmal verzweifelten Situationen Hoffnung zu geben, den für den einzelnen Patienten besten Weg zu finden und dies im vertrauensvollen Umgang mit allen Mitarbeitern einer Klinik umzusetzen. Wir alle hoffen, dass er uns noch viele Jahre als Ansprechpartner zur Verfügung steht – und dass er in den kommenden Jahren etwas mehr Zeit findet, zusammen mit seiner Frau seinen vielen nicht ophthalmologischen Interessen nachzugehen, die er in den letzten Jahren vernachlässigen musste.

N. Bornfeld, Essen

Abb. 1 Prof. Dr. Michael H. Foerster

Prof. Dr. Norbert Bornfeld

Zentrum für Augenheilkunde, Universitätsklinikum

Hufelandstr. 55

45122 Essen

Email: Norbert.Bornfeld@uni-duisburg-essen.de