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DOI: 10.1055/s-0028-1110025
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Wohin geht die Okuloplastische Chirurgie?
What‘s the Future of Oculoplastie Surgery?Publication History
Publication Date:
20 January 2010 (online)
Zum ersten Mal erscheint ein Schwerpunktheft der Klinischen Monatsblätter für die Augenheilkunde zu dem Thema „Okuloplastik”, „Tränenwege” und „Orbitachirurgie”. Diese Themen sollen in Zukunft jährlich über Neuerungen und Übersichten informieren und am Beispiel eines Schwerpunktthemas weiterbilden.
Das Schwerpunktthema des vorliegenden Heftes widmet sich vorwiegend den Altersveränderungen der Lider.
In vielen Bereichen der extraokulären Chirurgie stehen Augenärzte inzwischen in einer deutlichen Konkurrenz mit den angrenzenden Fächern: der HNO-Heilkunde, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, der Dermatologie und vor allen Dingen den plastischen Chirurgen. Die Augenärzte werden in diesem Wettbewerb nur bestehen, wenn es gelingt, die in unserem Fach notwendige Kompetenz auf diesem Gebiet durch gute operative Leistungen zu demonstrieren und nach außen zu tragen; ist doch der Augenarzt in der Regel Ansprechpartner der Patienten für diese Probleme.
Die ästhetische und plastische Chirurgie im Bereich der Lider ist originär aus dem Bereich der Augenheilkunde hervorgegangen. Bereits in der ältesten OP-Lehre der westlichen Welt von Georg Bartisch beschäftigt sich ein Großteil der Abbildungen mit vorgeschlagenen operativen Maßnahmen zu Eingriffen im Bereich der Lider und der periorbitalen Region.
Eine Trennung zwischen ästhetischer und plastischer Chirurgie der Lider ist künstlich und wird nicht zuletzt durch sozialversicherungsrechtliche Aspekte implementiert. So wird die Tradition ästhetisch-plastischer Operationen in der Augenheilkunde in Deutschland, die nicht zuletzt durch die zahlreichen Herausforderungen Folge der fürchterlichen Kriege war, fortgesetzt werden. In den klassischen OP-Lehren sind Namen wie Blaskovic, Walser und Beyer-Machule, später auch Neubauer und Hübner als Meilensteine der klinischen Lehre vertreten.
Eine vertiefte Ausbildung zum Augenarzt erfordert seit jeher schwerpunktmäßig auch die plastische und wiederherstellende Chirurgie nicht nur des Auges, sondern auch seiner Adnexe. Hierunter verstehen wir die Wiederherstellung der Funktion des Lidapparats durch gezielte operative Maßnahmen unter Beibehaltung ästhetischer Aspekte als auch die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Augenoberfläche – die in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung erlangt – oder der Augenadnexe.
Die Ausbildung in einzelnen Fortbildungskliniken wird seit Jahren unterstützt durch die Bildung der Sektion für okuloplastische Chirurgie in der DOG und auch mit der Möglichkeit, nun ein Zertifikat zu erlangen.
Im Rahmen der Sektion für okuloplastische Chirurgie werden regelmäßige Fortbildungen allen interessierten Augenärzten und Assistenten in der Weiterbildung zum Arzt für Augenheilkunde und die Gelegenheit, spezielle Kenntnisse zu erwerben, angeboten. Wir dürfen hier auf die jährlichen Fortbildungsveranstaltungen in Rostock (Präparierkurs), München (Charles Beyer-Machule-Kurs) und in zweijährigem Abstand das operative Live-Symposium in Trier verweisen.
Spezialkurse werden auf den großen nationalen Fortbildungskongressen (AAD, DOC, DOG) von den Sektionsmitglieder regelmäßig angeboten. Europaweit ist die okuloplastische Chirurgie seit 25 Jahren in den E. S. O. P. R.S. (European Society of Ophthalmoplastic and Reconstructive Surgery) organisiert. In dieser Gesellschaft sind traditionell deutsche Teilnehmer prägend und im Vorstand vertreten.
Aus diesem Grund freuen wir uns, Ihnen in diesem Heft sieben Beiträge zu okuloplastischen Themen präsentieren zu dürfen. In dem Beitrag von Press über die Chirurgie des alternden Lides werden die besonderen funktionell-anatomischen und ästhetisch-kosmetischen Aspekte, die zu den Altersveränderungen der Lider gehören, aufgeführt. Aus seiner reichen operativen Erfahrung zeigt Herr Press die Wege auf, wie die operative Therapie des Involutionssyndroms durchzuführen ist.
Eine häufige Veränderung von altersveränderten Lidern ist das Auftreten von Lidfehlstellungen, als Ektropium oder Entropium gleichermaßen fatal und störend für die Betroffenen. Die Übersichtsarbeit von Gündisch und Pfeiffer belegt, wie mit unterschiedlicher Schweregradeinstellung des Ektropiums unterschiedliche operative Herausforderungen einen guten nachoperativen Erfolg bringen können.
Die Arbeit von Frau Pitz zeigt, wie ein altes und bewährtes Verfahren, welches einfach durchzuführen ist, weiter seinen Stellenwert in der Lidchirurgie behält. Der Stellenwert der horizontalen Lidspaltung nach Wies in der Entropiumchirurgie zeigt dieses beispielhaft auf.
Denken über die Orbitakante hinaus – heißt auch, dass wir unseren Patienten beratend zur Seite stehen müssen, wenn Veränderungen vorliegen, die nicht originär in unser Fachgebiet fallen. Das Behaarungsmuster spielt für die Wirkung eines Gesichts, für Gesichtsausdruck und Mimik eine große Rolle. Fehlende oder unzureichende Behaarung der Augenbrauen oder der Wimpern bedeutet daher ein großes ästhetisches Defizit für die betroffene Person und beeinträchtigt das soziale Wohlbefinden. Häufig sind Haartransplantationen zur Augenbrauenrekonstruktion notwendig. Herr Neidel zeigt beeindruckend die Technik und die Ergebnisse dieser Maßnahmen auf.
Tumoren der Bindehaut im Alter haben ein spezifisches Verteilungsmuster. Alterungsprozesse beeinflussen auch die Bindehaut und tragen dazu bei, dass im zunehmenden Lebensalter häufiger Tumore entstehen und maligne Transformationsprozesse einsetzen. Herr Tost zeigt aus seinem großen Patientengut beispielhafte Veränderungen und deren Therapie auf.
Durch die Erschlaffung des Lidapparats kommt es mit zunehmendem Lebensalter auch häufig zu Störungen der Tränenpumpe. Dieses hat bei dem Leitsymptom Epiphora zunehmend Berücksichtigung gefunden, nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Erkenntnisse der Mikroendoskopie der ableitenden Tränenwege. Herr Stupp und Mitarbeiter haben daher die Einflussfaktoren auf den langfristigen Erfolg von Tränenwegoperationen analysiert und geben insbesondere auch Angaben zu den prognostischen Werten von bildgebenden Verfahren am Beispiel der Dakryozystografie.
Eher selten sind onkozytäre Adenome, hierzu liegt ein Fallbericht von Geck und Mitarbeiter vor. Die Differenzialdiagnose von Orbitatumoren hat auch solche seltene Veränderungen zu berücksichtigen und zeigt die spezifischen Erfordernisse beim Vorgehen mit einem orbitalen Onkozytom auf.
Wir hoffen, Ihnen mit diesem Schwerpunktthemenheft zu den Themen Okuloplastik, Tränenwege und Orbitachirurgie einen facettenreichen Einblick in die Vielfalt dieser Subspezialität der Augenheilkunde geben zu können. Wir wünschen eine spannende und gewinnbringende Lektüre und freuen uns bereits auf die Ausgabe des nächsten Jahres.
Prof. Dr. med. K.-H. Emmerich
Prof. Dr. med. H.-W. Meyer-Rüsenberg
Prof. Dr. med. K.-H. Emmerich
Augenklinik
Klinikum Darmstadt GmbH
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Email: Karl-Heinz.Emmerich@klinikum-darmstadt.de
Prof. H.-W. Meyer-Rüsenberg
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