Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(20): 805-807
DOI: 10.1055/s-0028-1115543
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Gestörte duodenale Dynamik, ein vegetatives Symptom

Dieter Gfrörer
  • Städt. Krankenhaus Stuttgart-Bad Cannstatt, Innere Klinik (Direktor Prof. Dr. K. Beckmann)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Ausgehend von Literaturangaben über die für Lebererkrankungen charakteristischen und diagnostisch bedeutungsvollen Tonus- und Motilitätsstörungen des Duodenums haben wir 320 Personen, aufgeschlüsselt nach bestimmten Erkrankungen, untersucht. Gesunde Personen und Patienten mit extraabdominalen Erkrankungen ohne nennenswerte Beteiligung des vegetativen Nervensystems haben keine bzw. nur vereinzelt pathologische Bewegungsformen des Duodenums aufgewiesen. Bei abdominalen Erkrankungen (Magen-Darm-Krankheiten, Lebererkrankungen, Cholezysto- und Pankreatopathien), vegetativen Regulationsstörungen der verschiedensten Art und extraabdominalen Erkrankungen mit erheblicher Beteiligung des vegetativen Nervensystems (Hyperthyreosen) haben in etwa gleicher Häufigkeit (⅓—œ der Fälle) und gleichem Ausmaß Störungen des duodenalen Tonus- und Bewegungsablaufes bestanden. Negative Befunde sind also bei über der Hälfte der Fälle zu finden. Eine gestörte duodenale Dynamik ist demnach weder ein typisches Zeichen einer Magen-Darm-Erkrankung, noch gibt sie einen einigermaßen sicheren Hinweis auf das Vorliegen einer Erkrankung der Leber, der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse. Es handelt sich vielmehr um ein Zeichen einer umfassenderen, über das Maß nachbarschaftlicher funktioneller Organbeziehungen hinausgehenden, vegetativen Regulationsstörung, also um ein vegetatives Symptom.

Vorkommen, Ausmaß und Art der duodenalen Tonus- und Motilitätsstörungen erlauben daher bei den angeführten Erkrankungen der Bauchorgane, insbesondere aber auch bei Lebererkrankungen keine diagnostischen Rückschlüsse, sind auch nicht mit der Schwere einer Leberparenchymschädigung oder dem jeweiligen klinischen Bild einer Lebererkrankung in einigermaßen sichere Zusammenhänge zu bringen, sondern stellen nur einen weiteren Beweis für das Vorhandensein enger Beziehungen dieser Organe, vor allem auch der Leber, zum vegetativen Nervensystem dar.