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DOI: 10.1055/s-0028-1117193
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Über Regulationsfunktionen1
1 Antrittsvorlesung, gehalten in Greifswald am 19. März 1952.Publication History
Publication Date:
05 May 2009 (online)
Zusammenfassung
Versuch einer Darstellung der Regulatoren und ihrer Funktionen. Diese zielen darauf ab, die vitalen Vorgänge aufrechtzuerhalten, aufeinander abzustimmen und allen Erfordernissen anzupassen. Gewisse funktionelle Unterschiede bestehen zwischen „autochthonen” und „essentiellen” Regulatoren, jedoch gibt es kein oben und unten im strengen Sinne. Dieses System ist — freilich das Prinzip der Spannung in sich tragend — funktionell synergistisch. Hierbei bestehen mehrfache Sicherungen, vor allem gegen akut lebensbedrohliche Balanceverschiebungen. Die physiologische Funktion ist dem Ausgangswert- und dem Ausgangsrichtungsgesetz unterworfen, es herrscht Neigung zu reaktiven Überleistungen, paradoxe Effekte sind möglich. Die Antwort des Regulatoriums ist neben der eigenen „Pufferungskapazität” abhängig von Stärke und Dauer eines Reizes. Vorübergehende und dauernde Balanceverschiebungen (wie deren Kompensation) sind möglich in verschiedenem absolutem Niveau; hierbei treten fakultative Antagonismen einzelner Regulatoren hervor. Regulationskrankheiten sind Folgen ernsthafter Balancestörungen; sie haben auch eine konstitutionell-hereditäre Komponente. Der Begriff Regulationskrankheit sollte nur auf solche Zustände angewandt werden, die — wie der Diabetes mellitus oder die lipophil-ödematöse Dystrophie primär Stoffwechselgesunder — in ihrem Wesen nur aus der gestörten Regulation heraus erklärbar und verständlich sind. Daneben gibt es formes frustes von Dysregulationen bzw. Regulationsschwächen, z. B. die „vegetative Dystonie”. Schließlich kann jede Krankheit durch ein regulatorisch bedingtes Syndrom variiert werden (reaktive Polyglobulie bei angeborenem Herzfehler).