Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(2): 48-50
DOI: 10.1055/s-0028-1118267
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über eine besondere Form der optischen Agnosie

(Physiognomieerkennungsstörungen bei Okzipitalhirnläsionen)Joachim Bodamer
  • Württembergischen Heilanstalt Winnental (Direktor: Medizinalrat Dr. Wildermuth)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Wie die Objektagnosie eine Störung des Erkennens von Objektiven der Sehwelt, die Simultanagnosie eine solche von Sinnzusammenhängen, die Alexie, die Unfähigkeit des Erfassens von spezifischen Symbolen, die geometrisch-optische Agnosie, die Unmöglichkeit, Raumverhältnisse gnostisch aufzunehmen, wie also alle diese Agnosieformen besondere Störungsmodi im Erkennen bestimmter Teilkomplexe der gegliederten Wahrnehmungswelt darstellen, so ist die Agnosie für Gesichter die elektive Störung im Erfassen von Physiognomien, sowohl der eigenen wie von fremden Physiognomien, die zwar gesehen, aber nicht als eine, einem bestimmten Träger zugeordnete Physiognomie erkannt werden. Unsere Agnosie tritt wie die anderen Agnosieformen in wechselnder Stärke und mit den verschiedensten Agnosien zusammen auf, ohne daß sich ein syndromatischer Zusammenhang vorläufig erkennen ließe. Wie die anderen Agnosien, so läßt uns auch die Agnosie der Gesichter durch die in ihr erscheinende Störung erkennen, daß im normalen Wahrnehmungsvorgang eine Funktionsschicht enthalten sein muß, die das Sehen und Erkennen von Gesichtern gewährleistet, ohne sich aus dem Wahrnehmungsakt normalerweise abzuheben.