Dtsch Med Wochenschr 1947; 72(13/14): 149-153
DOI: 10.1055/s-0028-1118651
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Grenzen der Nebennierenrindenhormonbehandlung bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür

(Zugleich ein Beitrag zur Frage der Wasserzurückhaltung durch Desoxykortikosteronazetat)H. E. Bock, H. Meinrenken
  • Medizinischen Universitätsklinik und Poliklinik Tübingen (Direktor: Professor Dr. Bennhold)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

1. An 10 wiederholt ulkuskranken Menschen werden in klinischer Behandlung die Wirkungen eines synthetischen Nebennierenrindenhormons (NNRH.) untersucht.

2. Körpergewicht und Blutdruck stiegen regelmäßig an; eine Vermehrung der zirkulierenden Blutplasmamenge wurde siebenmal nachgewiesen.

3. Trotz Einhaltung von Magenschonkost und Klinikaufenthalt waren die Behandlungserfolge mit NNRH. in 5 von 10 Fällen unbefriedigend: in 3 Fällen war das Geschwür auch nach Verabreichung von 300—370 mg NNRH. röntgenologisch nicht verschwunden; in 2 weiteren Fällen, in denen ein NNRH.-Erfolg klinisch und röntgenologisch angenommen wurde, trat nach 4 Wochen erneut eine schwere Gastritis (Fall 5) bzw. nach 8 Wochen ein Ulkusrezidiv (Fall 9) auf. Subjektiv wurden die Magenbeschwerden aller Kranken gut beeinflußt, ein gesteigertes Kraftgefühl und Wohlbefinden erzeugt.

4. Nebenerscheinungen in Gestalt von Kopfdruck und Ödemen sind durch Hormondosierungsverminderung bzw. Verzettelung und durch Salzarmut der Kost weitgehend zu verhindern. Blutdruckkontrolle während der Hormongaben ist erforderlich.

5. Das unter NNRH. zurückgehaltene Wasser verteilt sich in individuell wechselnder Weise auf Blutbahn und Gewebe. Es gibt Menschen, die fast ausschließlich in der Blutbahn retinieren (Plasmaplethora) und andere, die das Wasser vorwiegend extravaskulär aufspeichern. Letztere können frühzeitig Ödeme ansammeln. Aus dem Ausbleiben einer Erythrozyten-Einzelvolumenvergrößerung unter NNRH. wird gefolgert, daß das Wasser nur extrazellulär gestapelt wird.

6. Das Ausmaß des Blutdruckanstiegs ist weitgehend unabhängig von der Menge allein intravaskulär vermehrter Flüssigkeit. Das steht im Einklang mit den Experimentalergebnissen Sarres, der durch NNRH. Widerstandshochdruck erzielte.

7. Die nach Heilmeyer bestimmte Blutmauserung ändert sich unter NNRH. nicht gesetzmäßig. Fünfmal war sie vermindert. Auch das weiße Blutbild verhält sich unterschiedlich.

8. Die Leistungsbreite der NNRH.-Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürkranken ist nach unseren Untersuchungen eng begrenzt.