Dtsch Med Wochenschr 1947; 72(29/30): 407-409
DOI: 10.1055/s-0028-1118724
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Innenohrstörungen im Alter, Klimakterium und bei Hypotonien

J. Koch
  • Hals-. Nasen- und Ohrenklinik der Städt, Krankenanstalten Essen (Chefarzt: Prof. Dr. J. Koch)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Sowohl die Altersschwerhörigkeit als auch die Innenohrstörungen des Klimakteriums, deren Beginn und Entwicklungstempo. sind weitgehend von der verminderten Funktion der Geschlechtsdrüsen abhängig. Für die Entstehung dieser Innenohrstörungen scheint der unzureichenden Durchblutung, wie sie bei Hypotonien und Spasmen infolge vegetativer Regulationsstörungen eintritt, eine besondere Bedeutung zuzukommen.

Mit der Hormonbehandlung erstreben wir eine periphere Hyperämisierung im Hirn und Labyrinth, die nach Ratschows (9) Ansicht wahrscheinlich mit vermehrter Bildung bzw. Aktivierung von Azetylcholin zusammenhängt. Vermutlich gelten für das Labyrinth dieselben Verhältnisse, wie sie Kretschmer (7) für das Hirn annimmt nämlich daß die Funktion für organische Schädlichkeiten viel empfindlicher ist als die Struktur. Es erscheint daher unberechtigt, die Bedeutung von Durchblutungsstörungen zu verneinen (Cl. F. Werner) (13), weil anatomische Beweise fehlen.

Daß länger anhaltende und schwere Durchblutungsstörungen sicher auch degenerative Veränderungen und damit irreparable Funktionsstörungen verursachen können, zeigen z. B. Unterbergers Beobachtung bei einer röntgenkastrierten Frau sowie eigene Behandlungsmißerfolge bei länger bestehenden Altersschwerhörigkeiten. Die Prognose für eine zielbewußte Hormonbehandlung ist daher um so günstiger, je früher sie einsetzt.

Vorzeitiges Auftreten von Erscheinungen der Altersschwerhörigkeit, verbunden mit Schwindelerscheinungen, wurde bei Unterernährung und Hypotonien beobachtet. Es gelang durch Hormone nicht, die Innenohrerscheinungen zu beseitigen, auch blieb die Hypotonie unbeinflußt. Die Behandlungserfolge mit eiweißreicher Kost bestätigten die bekannte Tatsache, daß der Eiweißmangel für die Hypotonie verantwortlich zu machen ist. Ohrensausen, Schwerhörigkeit und Schwindel aber sind Folgen des Unterdruckes und nur durch Herstellung ausreichender Labyrinth- und Hirndurchblutung zu beseitigen oder zu bessern.