Zusammenfassung
A. Die Wirkung des am 1. oder 2. Tag nach der Geburt intramuskulär verabreichten Follikulins wurde in 58 Fällen, 30 Mädchen und 28 Knaben, untersucht.
a) Bei Mädchen erfuhr der Brustumfang eine leichte Vergrößerung. Die Milchabsonderung war nach großen Dosen (10000 I.B.E.) 6mal reichhaltiger als im Normalzustand. Bei 6% der mit 1000 I.B.E. behandelten Mädchen wurden Metrorrhagien festgestellt; eine Erscheinung, die nicht nach den 10000-I.B.E.-Dosen beobachtet wurde.
b) Bei Knaben verursachten 1000 I.B.E. einen 4mal größeren und 10000 I.B.E. nur einen 1œmal größeren Brustumfang im Vergleich zum Normalzustand. Infolgedessen hat das Follikelhormon in großen Dosen bei Knaben eine abgeschwächte Wirkung auf den Brustumfang und die Milchabsonderung. Nach großen Dosen wurden in 7% der Fälle Blutstreifungen in der Milch festgestellt.
Im Normalzustand erwiesen sich die Brustdrüsenreaktionen hei Knaben 3mal schwächer als bei Mädchen. Nach der Follikulinbehandlung haben Knaben gleichstarke Milchabsonderungskrisen wie die Mädchen.
B. Testosteronpropionat wurde bei 45 Mädchen und bei 44 Knaben angewandt.
a) Bei Mädchen verursachten 5 mg und 10 mg einen 2mal größeren Brustumfang im Vergleich zum Normalzustand. 20 bis 25 mg hatten eine 2mal schwächere Wirkung als die kleinen Dosen und bewirkten eine Hemmung des Brüstewachstums. Die Milchabsonderung war nach 5 mg 6mal reichlicher als im Normalzustand. 20—25 mg übten eine hemmende Wirkung sowohl auf die Milchabsonderung als auch auf die Brüsteentwicklung aus. 5 und 10 mg verursachten schleierartige Blutbeimengungen in der Milch in 15% der Fälle. Diese Erscheinung wurde nicht nach 20—25-mg-Dosen beobachtet. Die hyperämische Wirkung wurde auch auf die Eierstöcke ausgeübt. Die mittleren Dosen verursachten in 25% und die großen Dosen in 8% der Fälle Metrorrhagien.
b) Bei Knaben bewirkten 5 mg eine 5fache und 20—25 mg eine nur 3fache Vergrößerung des Brustumfanges im Vergleich zum Normalen. Die Milchabsonderung war nach 5 mg 6mal größer als im Normalzustand. Die 20—25-mg-Dosen setzen diese Absonderung bis auf ein Viertel der nach den kleinen Dosen erfolgten herab. Die mit männlichem Keimdrüsenhormon behandelten Knaben hatten nicht, wie die Mädchen, Blutstreifungen in der Milch.
Die optimale männliche Keimdrüsenhormondosis war sowohl für Mädchen als auch für Knaben 1,5 mg pro kg. Bei gleicher Behandlung kamen bei Knaben 2mal stärkere Krisen als bei Mädchen vor, was eine viel stärkere Empfindlichkeit der Knaben männlichem Sexualhormon gegenüber erweist.