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DOI: 10.1055/s-0028-1118971
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Über die Konstitution als Gestaltungsfaktor verschiedener innerer Krankheitsneigungen:
Vergleichende Untersuchungen in bäuerlichen SippenkreisenPublication History
Publication Date:
01 September 2009 (online)
Zusammenfassung
Zusammengefaßt ergibt sich aus den vorliegenden Untersuchungen bei Kombination von Rasse, Habitus und funktionellem Verhalten für unsere ansässige Bauernbevölkerung an klinisch Wesentlichem:
1. Bei Gegenüberstellung der hellen und der dunklen Sippenkreise überwiegt bei den nordisch-fälischen hellen die reizbare Konstitution mit Neigung zu entzündlichen Reaktionen der Schleimhäute, der serösen Häute und der Kutis; bei den ostbaltischen erscheinen Serosa und Epidermis weniger entzündungsbereit. Beiden dinarischen dunklen häufen sich Bronchitis, Tuberkulose, Pneumonien, Atheromatose und maligne Erkrankungen. Bronchitis ist auch bei den hellen (beider Rassenstämme) häufig zu finden (bäuerliche Berufskrankheit), chronische Magenstörungen zeigen diese in gleichem Maße wie die dinarischen dunklen, die Infektionskrankheiten im Kindesalter sind bei beiden Gruppen gleich häufig. Bezüglich der Tuberkulose zeigen die nordisch-fälischen hellen eine wesentlich geringere Sterblichkeit als die vorwiegend dinarischen dunklen. Auch in Hinsicht auf körperliche und seelische Entwicklungsstörungen zeigen sich hier deutliche Unterschiede.
2. Anginen haben bei den Hellen des nordisch-fälischen Rassenstammes eine wesentliche krankheitshinweisende Bedeutung, bei den Dunklen der dinarischen Gruppe und auch schon bei den hellen Ostbalten weniger, bei letzteren vielleicht als Hinweis für Bronchial-Asthma und Basedow-Strumen. Diese Zusammenhänge zeigen sich besonders deutlich, wenn die Sippenkreise mit Anginahäufung als Ausgangsmaterial für Korrelationsuntersuchungen gewählt werden; dann läßt sich auch die Angina-Abhängigkeit bestimmter Krankheiten ausschließen.
3. In den hellen nordisch-fälischen Tuberkulose-Sippen mit vorwiegend reizbarer Konstitution zeigen sich andersartige Krankheitskorrelationen bzw. Ausweichkrankheiten als in den dunklen dinarischen ohne wesentliche reizbare Konstitution.
4. Die unterschiedliche Empfänglichkeit für Krankheiten zeigt sich am deutlichsten, wenn wir zu der rassischen und der funktionellen Unterscheidung nach dem Grade der Reizbarkeit noch die morphologische Konstitutionstypologie nach Kretschmer hinzuziehen. Dann ergibt sich in den einzelnen Gruppen eine gestufte Krankheitshäufigkeit, die prognostisch hinweisend sein kann.
5. Beim Vergleich von Rasse und Körperbau mit den Persönlichkeitseigenschaften innerhalb der Gruppen werden die Ergebnisse der Rassenpsychologie wie auch die Zusammenhänge von Körperbau und Charakter (Kretschmer) bestätigt. Die psychologischen Kennzeichen ergänzen die körperlichen Reaktionsabläufe der Person in den von uns abgegrenzten Gruppen zu potentiell-energetischen Ganzheiten und können so für Therapie und Prognose gleichfalls Bedeutung haben.
Die klinische Bedeutung unserer Beobachtungen liegt in den Folgerungen, die sich besonders für Diagnostik, Prognose und Prophylaxe ergeben.
In den von uns herausgehobenen Gruppen, die eindeutig gegeneinander abgrenzbar sind, haben wir einheitliche Reaktionsweisen auf das Krankheitsgeschehen beobachten können.
Für die typischen Rassenmerkmale und viele der hier untersuchten funktionellen, habitusbildenden und psychologischen Eigenschaften Ist die Erblichkeit erwiesen; das ist die Grundlage zur konstitutionellen Gruppenforschung und zu individuellkonstitutioneller Betrachtung in der Klinik.
Ein genauer Konstitutionsstatus und eine entsprechende Anamnese lassen das Krankheitsgeschehen ärztlich wesentlich tiefer angehen: in seiner Ätiologie, zur Sicherung der Diagnose, zur Beurteilung der Prognose, für eine in Art und Dosierung möglicherweise weitgehend individuell gerichtete Therapie und besonders für die Prophylaxe beim einzelnen und in seinem Sippenkreise. Auch finden wir – wenigstens für die in diesem Zusammenhang ausgewerteten Untersuchungsreihen – eindeutige Hinweise bei Anlehnung an unsere Feststellungen zur abgestuften Manifestationswahrscheinlichkeit bestimmter Krankheiten in den konstitutionell unterschiedenen Gruppen.
Wir haben versucht, die Konstitution als Gestaltungsfaktor verschiedener innerer Krankheitsneigungen zu zeigen.[1]
1 Die Arbeit behandelt ein genetisch geschlossenes aber relativ kleines Beobachtungsmaterial. Sie ist als Versuch und als kleine Anregung zu ähnlichen, klinisch fundierbaren Untersuchungen gedacht, ohne daß die gezogenen Folgerungen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.
1 Die Arbeit behandelt ein genetisch geschlossenes aber relativ kleines Beobachtungsmaterial. Sie ist als Versuch und als kleine Anregung zu ähnlichen, klinisch fundierbaren Untersuchungen gedacht, ohne daß die gezogenen Folgerungen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.