Dtsch Med Wochenschr 1941; 67(4): 96-100
DOI: 10.1055/s-0028-1119021
Übersichten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Vergleichende experimentelle und therapeutische Erfahrungen mit Sexualhormonen und dem östrogen wirksamen Stoff der Stilbenreihe Diäthyldioxystilben (Cyren)

 Ratschow
  • Medizinischen Klinik der Universität Halle-Wittenberg. Direktor: Prof. R. Cobet
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Entdeckung der synthetischen Brunststoffe der Stilbenreihe ist für die Therapie von großer Bedeutung, weil die Behandlung mit Sexualhormonen nur dann auf der erforderlich breiten Basis durchgeführt werden kann, wenn sie in diesen sehr viel billigeren Präparaten ihre Ergänzung und Unterstützung findet.

2. Die gegen die Stilbene vorgebrachten Schädigungsmöglichkeiten beruhen einmal auf Tierversuchen, zum anderen auf der klinischen Beobachtung, daß diese Stoffe bei oraler Gabe Übelkeit und Erbrechen auslösen.

3. Die maßgeblichen Tierversuche konnten nicht bestätigt werden bzw. mußten die erhobenen Befunde anders gedeutet werden. In Dosen von gleicher Größenordnung rufen die Stilbene beim Tier bei Gabe unphysiologisch hoher Dosen nur die Organveränderungen hervor, welche durch Gabe wirkungsgleicher Dosen auch von den Naturstoffen her bekannt sind.

4. Die gelegentliche Unverträglichkeit der Stilbene bei oraler Gabe beruht einmal auf einer Überdosierung. Sie wird wesentlich abgeschwächt durch Verwendung veresterter Substanzen. Unter 50 mit hohen Dosen unveresterten Diäthyldioxystilbens behandelten Kranken reagierten nur 2 mit Erbrechen. Bei beiden Kranken wurde eine anazide Reizgastritis festgestellt, die unter Fortgabe des Mittels von selbst zurückging. Die übrigen Kranken zeigten, obwohl zum Teil hohe Dosen unveresterten Diäthyldioxystilbens gegeben wurden, keinerlei Zeichen einer Schädigung. Kontrolliert wurden Körpergewicht, Leberfunktion, Kreislauf, Blutbild und Urinbefund. Bei 4 Kranken kam es zu einer Reaktivierung einer alten Zystitis. Bei älteren weiblichen Kranken traten Abbruchblutungen auf.

5. Die Stilbene besitzen nach diesen Versuchen eine gute Verträglichkeit und eine relativ große therapeutische Wirkungsbreite. Sie können ohne Bedenken vom Arzt verwendet werden. Wegen ihrer Anwendung und Wirkungsweise in der Inneren Medizin verweisen wir auf unsere zusammenfassende Darstellung in Bd. 60 Erg. inn. Med.

6. Es werden einige Befunde erwähnt, aus denen folgt, daß trotz großer Wirkungsähnlichkeit die synthetischen Brunststoffe den natürlichen Brunststoffen nicht völlig wirkungsgleich zu sein scheinen.