Dtsch Med Wochenschr 1941; 67(45): 1232-1236
DOI: 10.1055/s-0028-1119264
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© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der Skorbut

Eine klinische und ernährungsphysiologische StudieKarl-Heinz Wagner
  • Reichsanstalt für Vitaminprüfung und Vitaminforschung. Direktor: Prof. A. Scheunert
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Publication Date:
05 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Diagnose, klinisches Bild, Prognose des einfachen und mit Komplikationen verlaufenden Skorbuts und seine Therapie werden auf Grund von Mitteilungen des Schrifttums sowie einer Anzahl eigener Fälle, die der Verfasser auf Färöerinseln behandelte, besprochen. Die Therapie der eigenen Fälle bestand in Verabreichung von l-Ascorbinsäure in Form von Cebion und Cantan in hohen Dosen: Zufuhr von 200 mg 5 Tage lang und anschließend 10 Tage lang 100 mg intravenös bei zusätzlicher Gabe von 100 mg C per os in Tablettenform. Außerdem wurde roher Kartoffelbrei regelmäßig und in 2 Fällen roher Zitronensaft gegeben.

Die Heilungstendenz setzte am 20. Behandlungstag ein. Das entspricht einer Vitamin C-Zufuhr von 2000 mg. Bei Zufuhr von mehr als 3000 mg Vitamin C wurde völlige Heilung erzielt.

2. Es wird die Vitamin C-Versorgung der Polarexpeditionen einer genauen Prüfung unterzogen. Insbesondere werden die Kostpläne der norwegischen Polarexpedition von 1893 bis 1896 unter Fridtjof Nansen vom Standpunkt ihrer akzessorischen Nährstoffe als mustergültig befunden.

3. Schließlich wird zu der häufig vertretenen Meinung, daß sich die Eskimos extrem Vitamin C-arm ernähren, ohne vom Skorbut befallen zu werden, Stellung genommen. Es zeigt sich, daß auch die Eskimos eine Vitamin C-haltige Kost zu sich nehmen und ihren Vitamin C-Bedarf durch Algenpflanzen und frische Organe erlegter Beutetiere in ausreichendem Maße decken.