Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0028-1119291
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Knochenmarksreaktionen nach Bluttransfusionen
Publication History
Publication Date:
05 June 2009 (online)

Zusammenfassung
Die Transfusion artgleichen Blutes entfaltet auf die Erythropoëse im Knochenmark verschiedene Wirkungen. Sie sind abhängig von dem jeweils herrschenden Funktionszustande im Mark. Liegt eine erythropoëtische Phthise vor, so unterstützen die transfundierten Erythrozyten in erster Linie den peripheren Sauerstofftransport, befriedigen teilweise die periphere Forderung nach Sauerstoffvehikeln und gestatten dem Mark Ruhe. Dadurch kommt dort wieder die bereits versagende Regeneration in Gang. Nach späterem Ausfall der Spendererythrozyten durch Abbau ist das Mark dann imstande, die Peripherie von sich aus zu versorgen.
Trifft dagegen die Transfusion auf ein Knochenmark, in dem die Ausfuhr gesperrt ist, so löst sie diese Sperre sofort. Es kommt zur spontanen Ausschwemmung der bisher im Knochenmark gespeicherten Normoblasten und zu anschließender sofortiger guter Regeneration. Die Transfusion wirkt hier vorwiegend sperrelösend und als Regenerations- und Produktionsreiz auf das an und für sich ausgeruhte Mark.
Beide Knochenmarkszustände können vorliegen bei akuten und sekundären Blutungsanämien und bei minderwertigen peripheren Blutwerten im Rahmen maligner Tumoren und entzündlicher Granulome. Besonders zur Sperre, evtl. auch zu deren Wiederholung, neigen die Tumoranämien.
Die peripheren Blutwerte verlaufen in Parallele zu den Knochenmarksbefunden und -reaktionen. So tritt nach gelöster Sperre, entsprechend dem Normoblastensturz im Mark, dort zunächst eine starke Normoblastose auf, der zeitlich später eine Retikulozytose folgt. Bei Markinsuffizienz findet man zuerst die Retikulozytose langsam steigend, während die Normoblasten, wenn überhaupt, später und in geringerem Ausmaß in der Blutbahn erscheinen.
Entsprechend der Regenerationsfähigkeit des Knochenmarks verhalten sich die Mitosen. Nach Sperrelösung werden sofort zahlreiche rote Teilungsvorgänge eingegangen. Ebenfalls sind auch die weißen Mitosen vermehrt, allerdings verhältnismäßig geringer. Bei insuffizienter Erythropoëse steigt der rote Mitoseindex wesentlich langsamer an, während sich der weiße nur gering beteiligt.
Die Genese eines etwaigen primären Eisenmangels wird bei den hier beschriebenen Anämien ausgeschlossen.