Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(31/32): 1180-1182
DOI: 10.1055/s-0028-1119748
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zum Thema: Beeinträchtigen Schlafmittel die psychische Leistung?

Über die Wirkung und Nachwirkung eines mittelstarken SchlafmittelsG. A. Lienert
  • Institut für Psychologie, Universität Marburg (Direktor: Prof. Dr. H. Düker)
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Publication Date:
03 May 2009 (online)

Zusammenfassung

In der vorliegenden experimentellen Arbeit wurde ein leicht abbaufähiges Barbiturat, die Cycloheptenyläthylbarbitursäure, hinsichtlich ihrer Wirkung als Sedativum sowie ihrer Wirkung und Nachwirkung als Durchschlafmittel vom leistungspsychologischen Standpunkt beurteilt:

1. Die sedative Wirkung ging mit einer statistisch signifikanten durchschnittlich 7,5 prozentigen Verminderung der Mengenleistung einher. Die Leistungsqualität blieb vollständig erhalten.

2. Die leistungsmitbestimmenden subjektiven Faktoren, wie Stimmungslage, körperliches Befinden, Leistungsbereitschaft und nervöse Erregbarkeit wurden nicht verändert.

3. Objektive Symptome der psychischen Ablenkbarkeit als Ausdruck der sogenannten Nervosität traten unter Sedativwirkung erheblich seltener in Erscheinung.

4. Bei Anwendung als Durchschlafmittel konnte nach siebenstündigem Schlaf keine Beeinträchtigung der psychischen Leistung nachgewiesen werden; im Gegenteil, es bestand sogar eine Tendenz zu besseren qualitativen und quantitativen Leistungen.

5. Die schlafmachende Wirkung wurde durch psychische Leistungsanforderung verhindert bzw hinausgeschoben.

6. Die Einschlafenszeit zeigte sich signifikant beschleunigt.

7. Die subjektive Schlaftiefe war signifikant vermehrt.

8. Vorsätzliches Spontanerwachen wurde nicht verhindert, sondern nur unerheblich verzögert.

9. Hemmende Nachwirkungen traten nicht auf, im Gegenteil, die subjektive Leistungsbereitschaft am Morgen war signifikant, die objektive Leistungsgüte mit großer Wahrscheinlichkeit erhöht.

10. Die Schlafmittelauswirkung auf die psychische Leistung wurde als Hemmung dynamischer Faktoren im psychologischen Bereich interpretiert.