Dtsch Med Wochenschr 1939; 65(1): 11-13
DOI: 10.1055/s-0028-1120289
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Bedeutungslosigkeit der reinen Bakteriurie ohne Pyurie bei weiblichen Kranken

Arnold Kleinschmidt
  • II. Medizinischen Universitätsklinik der Charité in Berlin. Direktor: Prof. G. v. Bergmann
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Es ergibt sich die ausgesprochene Häufigkeit der Bakteriurie ohne Begleitpyurie bei einer Zahl von 200 Patientinnen ohne nachweisbare Erkrankung der Harnwege (17%). Oft genug erscheint ein erschöpfendes Hauptleiden und die damit verbundene Schwächung der allgemeinen und lokalen Widerstandskraft eine der wichtigsten Ursachen. In höherem Alter und bei fieberhaften Zuständen, wenn eine Minderung der Gewebsresistenz vorhanden ist, tritt (dieses harmlose Saprophytieren häufiger auf. Nur in einer geringen Anzahl von Fällen war eine jahrelang vorher durchgemachte Blasenentzündung anamnestisch festzustellen, die Bakteriurie also anscheinend sekundärer Folgezustand. Bei über einem Drittel der Bakterienausscheider fand sich jedoch kein Anhalt in der Vorgeschichte und klinisch keine Erklärung für die Entstehung der Erscheinung.

Es konnten lediglich Staphylokokken und Bacterium coli, letzteres 6mal häufiger, nachgewiesen werden; die aktuelle Reaktion des Harnes war stets sauer (pH 4,5–7).

Die Kenntnis von der zahlenmäßigen Häufigkeit der Bakteriurie, die klinisch meist bedeutungslos ist, erscheint uns als Ergebnis wichtig. Bakterien im Katheterharn ohne nennenswerte Vermehrung des Leukozytengehaltes beweisen noch keine Zystitis oder Pyelitis, selbst wenn andere Symptome ebenfalls in dieser Richtung gewertet werden könnten. Der Harnbefund – so wichtig er im allgemeinen ist – kann in Fällen reiner Bakteriurie diagnostisch in die Irre führen.

Oft genug ist das Bakterienvorkommen im Urin ein bedeutungsloser Nebenbefund und keine Krankheit. In der Praxis wird dieser Befund vielfach überwertet und lenkt damit nicht selten von der richtigen Diagnose ab.