Ergebnisse zweijähriger Urethanbehandlung bei Leukosen (1946—1948). II.* Chronische Lymphadenosen (mit Sarkomatosen im lymphatischen System)
Zusammenfassung
Die Urethan-Behandlung der myeloischen Leukämien stellt zwar keinen entscheidenden Fortschritt gegenüber der Röntgenstrahlenbehandlung dar; sie ist aber eine wesentliche und wertvolle Bereicherung. Die Lebenserwartung hat sich bisher nicht gebessert.
In Tagesdosen von 4—6 g (per os oder per rectum) benötigt man etwa 90 g für eine Kur. Peripher zeigt sich der Leukozytenabfall nach etwa der Hälfte der im Einzelfall für die betreffende Kur notwendigen Gesamtdosis. Bei Erreichen einer Leukozytengrenzzahl von 20 000 ist Urethan wenigstens vorübergehend abzusetzen, da der Abfall noch 1—2 Wochen anzudauern pflegt.
Erythropoeseverhalten und Beeinflußbarkeit der Milzgröße sind neben dem Leukozyteneffekt die wichtigsten prognostischen Kennzeichen.
Die Vorteile der Urethanbehandlung liegen in der einfachen Anwendungsform und in ihrer ubiquitären Auswirkung auf die leukotischen Wucherungen. Die Nachteile der Urethanbehandlung liegen in den subjektiven Nebenwirkungen und in der Notwendigkeit langdauernder halbwöchentlicher Kontrollen des Blutstatus, da eine allgemeine Gefährdung der Zytopoese besteht, die hämatologisch von der Dysgranulozytose bis zur Panmyelophthise reicht.
Nachteilig ist auch die Kürze der mit Urethan erreichbaren Rezidivfreiheit: 1—3 Monate ohne Erhaltungsdosis, 3—14 Monate mit Erhaltungsdosen von täglich etwa 2 g. Ihr steht der Vorteil schneller und einfacher Wiederholbarkeit des Urethanerfolges, oft ohne Kurdosissteigerung, gegenüber.
Auf Grund unserer bisherigen Erfahrungen werden wir nach primärer Urethanbehandlung bei chronischen Myelosen dann zur Röntgenbehandlung übergehen, wenn die Milz in drei Urethankuren nicht ganz erheblich verkleinert werden konnte. Es besteht kein Grund gegen eine später abwechselnde Urethan- und Röntgenbehandlung.