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DOI: 10.1055/s-0028-1122173
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Über die praktische Bedeutung des Trichomonadenfluors
Publication History
Publication Date:
05 May 2009 (online)
Zusammenfassung
1. Die bisher vorliegende Literatur über die Bedeutung der Trichomonadenerkrankung der Vagina für die Mitbeteiligung des inneren Genitales ergibt noch kein klares Resultat.
2. Die eigenen Untersuchungen bei gynäkologisch erkrankten Frauen ergaben verhältnismäßig häufig das Vorhandensein von Trichomonaden.
3. Es wurde eine Methode ausgearbeitet, um Vergleiche zwischen dem zahlenmäßigen Gehalt der Trichomonaden und den vorhandenen gynäkologischen Beschwerden zu erhalten (Kammerdurchschnitt). Mit Hilfe dieser Methode konnte eine Vermehrung der Trichomonadenzahl bei Frauen mit ausgesprochenen Symptomen zwar beobachtet werden, doch sind die zahlenmäßigen Unterschiede nicht so groß, daß sie ohne weiteres als Beweis dafür gewertet werden können, daß die Trichomonadenerkrankung des inneren Genitales als selbständige Ursache angesehen werden könne.
4. Dagegen liefert die Beobachtung von Einzelfällen besonders während des Ablaufs der klinischen Behandlung einen nahezu lückenlosen Beweis dafür, daß die Trichomonaden Veränderungen am inneren Genitale verursachen können.
5. In keinem Falle konnte bisher die Anwesenheit von Trichomonaden im Kavum bzw. in den Tuben festgestellt werden, sodaß wir zu der Überzeugung kommen, daß die zweifellos wenn auch nicht häufig bei der Trichomonadenkolpitis vorkommenden sekundären Veränderungen am inneren Genitale auf chemisch-physikalische Reize zurückzuführen sind, die von der Trichomonadenerkrankung der Vagina ausgehen.
6. Die von mehreren Autoren aufgestellte Behauptung, daß bei Gonorrhoe keine Trichomonaden vorkämen, konnte in mehreren Fällen durch den gleichzeitigen Nachweis von Gonokokken und Trichomonaden widerlegt werden.
7. Als Therapie bewährte sich uns die mehrmalige Spülung mit 2% Argentum nitricum-Lösung, wobei besonders darauf zu achten ist, daß nach kurzer Einwirkungsdauer von etwa zwei bis drei Minuten die Reste der Lösung sorgsam abzutupfen sind, um ein Beschmutzen der Wäsche zu vermeiden. Als geradezu spezifisches Mittel gegen den Trichomonadenfluor haben sich uns die Devegantabletten (Hersteller I. G. Farben) bewährt. Es wurden unter Kontrolle des Spekulums ein bis zwei Tabletten über ein oder den anderen Tag, je nach Stärke des Fluors, möglichst tief mit der Kornzange eingeführt. Um eine bessere Verteilung des Devegans zu erzielen, haben wir die eingeführte Tablette mit der Kornzange zerdrückt, was verhältnismäßig leicht gelingt. Um ein Herausfallen des Devegans zu vermeiden, empfiehlt es sich, für 8—12 Stunden einen Wattetampon vorzulegen, der von der Patientin mit Hilfe eines heraushängenden Fadens entfernt werden kann. Als Allgemeintherapie ist die Hebung des allgemeinen Kräftezustandes und die Beseitigung von psychischen Belastungen zu empfehlen.
In allen Fällen ist eine Weiterführung der Deveganbehandlung auch einige Wochen nach Verschwinden des Fluors, was im allgemeinen zwei bis fünf Tage nach Beginn der Behandlung auch hei starkem Ausfluß der Fall zu sein pflegt, notwendig. Eine zu frühe Beendigung der Devegantherapie hat ungefähr in 70% der Fälle ein Wiederauftreten des Fluors zur Folge.
Es ist uns gelungen, mit der oben geschilderten Behandlung alle Fälle von Trichomonadenfluor, auch die bis dahin therapieresistenten und zum Teil mit schweren granulierenden Kolpititiden einhergehenden Fälle zur Abheilung zu bringen.