Dtsch Med Wochenschr 1932; 58(29): 1122-1124
DOI: 10.1055/s-0028-1123538
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Diagnostik des perinephritischen Abszesses

Alfred Vogl
  • Assistent der I. Medizinischen Abteilung (Vorstand: Prof. Jul. Bauer) der Allgemeinen Poliklinik in Wien
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Diagnose des perinephritischen Abszesses ist — wenn man nur an diese Möglichkeit denkt — nicht schwierig; Beweis dafür: sie konnte in allen Fällen bereits bei der ersten Untersuchung, also ohne klinische Hilfsmittel, gestellt werden.

2. Die Symptomatologie ist dürftig, aber charakteristisch: das führende Symptom ist die tiefe Klopfempfindlichkeit der Lendengegend bei negativem Harnbefund; Fieber und Leukozytose mehr oder minder hoch; einen wichtigen Hinweis, wenn vorhanden, liefert der Nachweis von Furunkeln oder anderen Hauteiterungen in der Vorgeschichte.

3. Rechtzeitige Diagnose führt durch Operation zu rascher und restloser Wiederherstellung; Spontanheilung ist so selten, daß mit ihr nicht gerechnet werden kann.

4. Bei septischen Fällen unklarer Natur muß nach dem paranephritischen Abszeß gesucht werden; die subjektiven Beschwerden sind oft gering, fehlen mitunter ganz, bieten somit keinen Hinweis auf den Sitz der Erkrankung; ein objektiver Befund ist in solchen Fällen meist überhaupt nur bei Prüfung der Succussio renalis zu erheben. — Jene nicht seltenen Fälle, bei denen der Abszeß frühzeitig zum Durchbruch im Angulus costovertebralis oder Trigonon Petiti nach außen und damit zu Ödem, zu sichtbarer Schwellung und Fluktuation führt, landen ohnehin bald beim Chirurgen. Bei der großen Zahl von Fällen dagegen, bei denen der perinephritische Abszeß als unklarer fieberhafter Zustand in Erscheinung tritt, gehört dessen Frühdiagnose zu den wichtigen und dankbarsten Aufgaben des praktischen Arztes.