Dtsch Med Wochenschr 1932; 58(45): 1766-1768
DOI: 10.1055/s-0028-1123764
Aus der Sachverständigentätigkeit

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der sogenannte „ursächliche Zusammenhang” bei der Tuberkuloseerkrankung verschiedener Organe und seine grundlegende Bedeutung für das Gutachterwesen

K. H. Blümel in Halle
  • Chefarzt der Tuberkulosefürsorgestelle
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Für den behandelnden Arzt und den Gutachter, der immer wieder um die Ausstellung von Zeugnissen über „ursächliche Zusammenhänge” angegangen wird, ergeben sich aus diesen Beobachtungen folgende Richtlinien:

Es ist richtig, bei Erkrankungen verschiedener Organe das Tuberkulosegeschehen als eine Einheit anzusehen, aber nur in bezug auf die Gleichheit des Erregers und in Hinsicht auf die Schwankungen der Abwehrkraft des Körpers. Die ursächlichen Veranlassungen liegen, abgesehen von konstitutionellen, in Umwelteinflüssen. Diese können, Jahre nach Kriegsabschluß, nicht mehr als kriegsbedingt gelten, und zwar auch dann nicht, wenn während des Heeresdienstes ein Tuberkulosescliub ausgeheilt wurde. Spätere Organerkrankungen, die zumeist die Lunge betreffen, gehen zwar auch auf den Tuberkelbazillus an sich zurück. Der neue Krankheitsausbruch wird aber durch eine neuerdings wiedererworbene Krankheitsbereitschaft bedingt, die auf Nachkriegseinflüsse zurückzuführen ist. Denn im klinischen Sinne abgeheilte Tuberkulosen pflegen ja einen kürzer oder länger dauernden Schutz zu unterhalten. Wenn wie heute 10 und mehr erscheinungsfreie Jahre zwischen den einzelnen Tuberkuloseschüben liegen, ist ein ursächlicher Zusammenhang früher ausgeheilter Tuberkuloseformen unwahrscheinlich.