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DOI: 10.1055/s-0028-1128464
Korrespondenzen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
26. Mai 2009 (online)

Vereinigung deutscher und russischer Kur- und Badeärzte
Zusammenfassung
Vom Aerztliehen Bezirksvorein Bad Kissingen werden wir um den Abdruck folgender Warnung ersucht:
An sämtliche Aerzte der deutschen Kur- und Badeorte ist vor kurzem folgendes Schriftstück gesandt worden: „Wirfordern Sie hiermit ergebenst auf, der Vereinigung deutscher und russischer Kur- und Badeärzte in Berlin als Mitglied beizutreten. Der Hauptzweck der Vereinigung ist die Wahrung gemeinschaftlicher Interessen, insbesondere Pflege kollegialer Beziehungen, gegenseitige Unterstützung in der ärztlichen Fortbildung u. dgl. m. Das Vereinsorgan, welches zweimal monatlich in deutscher und russischer Sprache erscheinen wird, wird den Mitgliedern gratis zugestellt. Mitgliederbeitrag ist auf 20 M jährlich festgesetzt und an die Geschäftsstelle des Vereins, Berlin NW. 7, Friedrichstr. 150 (Fa. Werrmann & Herrmann, G. m. b. H.), zu senden, welche Ihnen die Mitgliedskarte samt den Statuten zustellen wird. Hochachtungsvoll Vereinigung deutscher und russischer Kur- und Badeärzte E. V. Der Vorsitzende Dr. med. Hermann Mayer, als Stellvertreter Dr. med. Nikolai Cahn,der Schriftführer Dr. med. Alexander Guttmann, sämtlich Berlin.“
Was die Unterzeichner des Aufrufes betrifft, so ist zunächst zu konstatieren, daß zwei dieser Namen sich in keinem Verzeichnis deutscher Aerzte vorfinden. Es handelt sich also nicht um deutsche Aerzte, sondern um zu Unrecht in Deutschland praktizierende ausländische Aerzte, deren Zahl in letzter Zeit immer mehr überhandnimmt und die besonders in Berlin und unsere großen Badeorte als Feld ihrer Tätigkeit wählen. Jetzt ist es schon soweit gekommen, daß die Herren die Gründung eines eigenen Vereins für angezeigt halten, bei der sie sich durch Werbung deutscher Aerzte als Mitglieder den Rücken zu decken suchen.
Nach allem, was wir über diesen Verein bisher in Erfahrung gebracht haben, müssen wir den deutschen Kollegen abraten, ihm beizutreten, und zwar aus folgenden Gründen: In einer Reihe von Fällen hat sich der Verein geweigert, seine Statuten vor Zahlung des Beitrags von 20 M. zur Einsicht zu überlassen, und mutet damit deutschen Aerzten zu, bedingungslos einem Verein beizutreten, ohne zu wissen, welche Pflichten sie damit übernehmen. Dies läßt darauf schließen, daß die Zwecke des Vereins möglichst verschleiert werden sollen. Einen Einblick in das Geschäftsgebahren jener mit dem Verein liierten Firma gewährt der Umstand, daß dieselbe in eineni uns verbürgten Falle einem deutschen Badearzt großmütig versprach, daß er durch seinen Eintritt in den Verein durch Zuweisung zahlreicher russischer Patienten belohnt werden würde. Diese Art, an deutsche Aerzte heranzugehen, erinnert lebhaft an Vor gänge, die bei einer früheren Gründung eines deutsch-russischen Aerztevereins lange Zeit die Oeffentlichkeit in unliebsamster Weise beschäftigt haben. Die enge Geschäftsverbindung des Vereins mit einer Firma von solchen Gepflogenheiten wirft unseres Erachtens auf diesen kein gutes Licht. Noch aus einem dritten Grunde glauben wir die deutschen Kollegen vor der neuen Vereinigung warnen zu müssen. Es dürfte für deutsche Aerzte kaum standesgemäß sein und würde von jedem ärztlichen Ehrengericht verurteilt werden, mit Leuten ein und demselben Verein anzugehören, die in unsern Augen und vor dem Gesetz als Kurpfuscher gelten. Für uns ist die Gründung der neuen Vereinigung insofern von Interesse, als sie uns ein erneuter Ansporn ist, in unseren Bemühungen nicht zu erlahmen, die die Niederlassung ausländischer Aerzte in Deutschland ohne Approbation unmöglich machen sollen. Es wäre uns sehr erwünscht, wenn uns Kollegen, die dazu in der Lage sind, ihre Erfahrungen mit diesem Verein oder anderen unliebsamen Nebenerscheinungen der russischen Fremdenindustrie mitteilen würden.