Dtsch Med Wochenschr 1913; 39(44): 2138-2141
DOI: 10.1055/s-0028-1128847
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Weitere Untersuchungen mit dem Abderhaldenschen Dialysierverfahren an Geisteskranken

Johannes Fischer
  • Aus der Psychiatrischen Klinik der Universität in Rostock-Gehlsheim. (Direktor: Geheimrat Schuchardt.)
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Publication Date:
26 May 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Bei fehlerhaften, besonders bei inkonstanten Resultaten ist in erster Linie an mangelhafte Beschaffenheit der Organe zu denken.

  2. Die Abderhaldenschen Abwehrfermente scheinen Artspezifizität zu besitzen, weil Tierorgane (wenigstens solche von Kühen und Stieren) vom menschlichen Serum nicht abgebaut werden.

  3. Die erhaltenen Resultate stimmen völlig mit denen Fausers überein.

  4. Die in meiner ersten Arbeit ausgesprochene Annahme, daß die von Fauser bei Geisteskranken gefundenen Abwehrfermente spezifisch seien, wird durch die weiteren Ergebnisse gestützt.

  5. Es ist wünschenswert, in Zukunft eine kurze Notiz über das Zustandsbild, besonders die Stimmungslage zur Zeit der Blutentnahme, in die Protokolle aufzunehmen.

    Wiederholt ist darauf hingewiesen worden, daß die bisherigen Befunde zu einem Versuch einer kausalen Therapie der Geisteskrankheiten, besonders der Dementia praecox, anregen. Kafka erwähnte, daß in Friedrichsberg Versuche mit Organpräparaten eingeleitet sind. Gewiß wird dabei zunächst eine Veränderung an den Kranken zu beobachten sein, weil durch die Organdarreichung das bisherige Zusammenspiel der Blutdrüsen beeinflußt wird. [Wir haben solche Aenderung ja hier mehrfach beobachtet nach Schilddrüsendarreichung[1)].] Aber ob diese Veränderung eine weitgehende Besserung und von einiger Dauer sein wird, ist mehr als zweifelhaft. Wenn auch durch das Organpräparat der Ausfall der normalen Funktion bis zu einem gewissen Grade ersetzt werden kann, so wird doch der Organismus nicht von der Dysfunktion des erkrankten Organes und den dadurch in die Blutbahn gelangenden Giftstoffen befreit. Solange wir kein Mittel haben, diese Giftstoffe unschädlich zu machen (ev. durch Heilserum), hätte vielleicht die meiste Aussicht auf dauernden Erfolg die Exstirpation des primär erkrankten Organes und dessen Ersatz durch Implantation oder Dauerdarreichung. Aber die Ausführung dieses Vorschlages dürfte wohl auf Schwierigkeiten stoßen.

1 1. c.

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