Dtsch Med Wochenschr 1935; 61(9): 332-336
DOI: 10.1055/s-0028-1129509
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über Chininintoxikation und Chininidiosynkrasie

August Hauer in Berlin
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Gefahren der Chininvergiftung werden angesichts der zunehmenden therapeutischen Verwendung dieser Droge unter Hinweis auf einschlägige Literaturangaben usw. besprochen. Bei längerem Gebrauch des Chinins (Tropeneuropäer) entsteht meist eine große, wachsende Empfindsamkeit gegenüber Chinin — vielleicht ein Übergang zur (erworbenen) Chininidiosynkrasie. Beide Formen der letzteren — die angeborene und die erworbene — werden näher und in Beispielen besprochen. Es werden eine Reihe von Fällen der primären und sekundären Chininidiosynkrasie aus der Literatur herangezogen und dann ein klinisch längere Zeit beobachteter Fall von einwandfrei erworbener Chininüberempfindlichkeit ganz eingehend dargestellt. Die Möglichkeit einer anderen Erkrankung, z. B. der Hämoglobinurie, konnte mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Die fast beängstigend hohen Reizausschläge des Blutbildes bei den jeweils beliebig mit Chinin auslösbaren, mitunter schockartig einsetzenden Anfällen geben eine überzeugende, neuartige Vorstellung von der Gefährlichkeit bzw. von dem hohen akuten Giftstoß dieser Attacken! Die Auffassung über das Wesen der Chininidiosynkrasie ist noch problematisch; jedenfalls tragen die durch Chinin ausgelösten Fieberanfälle durchaus den Stempel einer schweren, akuten Intoxikation.

Das von Lang und Dér (17) berichtete Gelingen der passiven Übertragung von Chininidiosynkrasie (Tierversuch) konnte von uns nicht bestätigt werden.

Der Praktiker wird vor einer allzu freiherzigen Anwendung des Chinins in bestimmten Fällen gewarnt und gebeten, der Tatsache stets eingedenk zu bleiben, daß es eine angeborene und eine erworbene Chininidiosynkrasie gibt.