Dtsch Med Wochenschr 1934; 60(47): 1788-1791
DOI: 10.1055/s-0028-1130279
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Rolle der Leber und Leberpräparate in der Behandlung allergischer Krankheiten

M. J. Gutmann, C. A. Rothenheim in München
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Es bestehen vielfache Beziehungen zwischen Allergie und Leber. Das findet u. a. seinen Ausdruck darin, daß bei 96% der Kranken mit alimentärer Allergie die Leberextrakthautreaktion positiv gefunden wird.

Die Behandlungsversuche mit dem Leberpräparat Hepatrat ergaben in einzelnen Fällen schlagartige Besserungen neben völligen Versagern, doch konnten bei ungefähr 40% der Kranken mit allergischem Asthma und Darmstörungen durch fortgesetzte kleine Dosen Hepatrat Dauererfolge erzielt werden.

Systematische Einzeluntersuchungen zeigten eine Reihe von Besonderheiten: 1. der Blutdruck, beim Allergiker im allgemeinen auf normaler Höhe, wurde durch intramuskuläre Hepatratinjektionen (große und kleine) nicht verändert, im Gegensatz zu allen anderen versuchten Leberpräparaten, die stets eine Herabsetzung des Blutdrucks zur Folge hatten. 2. Der Blutzucker, beim Allergiker meist an der unteren Grenze des Normalen, erfuhr durch große Dosen Hepatrat teils eine Erhöhung, teils geringe Erniedrigung, durch fortgesetzte kleine eine allmähliche Erhöhung bis zur Norm. Auf einen besonderen Typus, den „Lebertyp” unter den Allergikern wird hingewiesen. 3. Die Hämoglobinwerte, im Durchschnitt bereits 84%, erfahren nur eine geringe Erhöhung. 4. Die Zahl der roten Blutkörperchen, die beim Allergiker oft übernormale Werte zeigte (5—6 Millionen), ging während der Hepatratkuren auf normale Werte zurück. 5. Die Leukozytenzahl blieb bei normalen Werten. 6. Die Lymphozyten, sehr oft anfänglich über der Norm, gingen auf normale Werte zurück. 7. Die Eosinophilen zeigten beim Allergiker in allen Stadien der Erkrankung wesentlich erhöhte Werte; sie fielen im Laufe der Behandlung meist, wenn auch nicht bis zur Norm, ab, stiegen aber in einzelnen Fällen sogar wieder an. 8. Die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen ist beim Allergiker sehr häufig wesentlich vermindert und stieg allmählich zu normalen Werten an. 9. Die Magensalzsäure zeigte sehr oft unternormale Werte und besserte sich während der Hepatratkur. 10. Die Diurese wurde durch Hepatratinjektionen anfänglich etwas gefördert.

Ein eindeutiger „Test” für die Wirkung des Hepatrats konnte noch nicht gefunden werden; am auffallendsten war der gleichbleibende Blutdruck bei intramuskulären Injektionen, der dem Hepatrat eine Sonderstellung unter den von uns untersuchten Leberextraktpräparaten gibt.