Dtsch Med Wochenschr 1911; 37(18): 838-842
DOI: 10.1055/s-0028-1130652
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die akute luetische Nephritis im Zusammenhang mit einem durch Salvarsan geheilten Fall

Heinrich Nádor - Assistenzarzt
  • Aus der II. Medizinischen Klinik der Universität in Budapest. (Direktor: Hofrat Prof. Dr. Ernst Jendrassik.)
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Man muß bei jeder akuten parenchymatösen Nephritis, deren ätiologischer Faktor nicht eruierbar ist, an die Möglichkeit des syphilitischen Ursprunges denken.

2. Man soll daher in solchen Fällen in der Anamnese nach einer nicht sehr veralteten luetischen Infektion forschen, nach etwa vorhandenen luetischen Symptomen fahnden, unter anderm die Wassermannsche Reaktion machen.

3. Wenn die im vorhergehenden Punkte erwähnten Untersuchungen in ihrem Resultat einigermaßen den syphilitischen Ursprung der Erkrankung wahrscheinlich machen oder aber diesbezüglich einen berechtigten Verdacht erwecken, so beginne man eine spezifische Therapie der Lues. Das kann nun Quecksilber oder Salvarsan sein. —Mit Rücksicht darauf, daß das Quecksilber als anerkanntes Nierengift schon ab ovo als zwiespältige Waffe in die Wagschale fällt und daß in einer großen Anzahl der Fälle die Quecksilberbehandlung wegen erfolgter toxischer Erscheinungen (hartnäckige Stomatitis) verlassen werden mußte, weil weiterhin die spezifische Wirkung des Salvarsans zweifellos schneller zur Geltung kommt als die des Quecksilbers, so müssen wir wegen der Schwere der Erkrankung in solchen Fallen dem Salvarsan den Vorzug geben. Symptome einer Arsenintoxikation haben wir, abgesehen von dem schon erwähnten, acht Tage lang andauernden heftigen Darmkatarrh, trotz der schweren Niereninsuffizienz zurzeit der Injektion nicht gesehen.