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DOI: 10.1055/s-0028-1131096
Ueber den Chloräthylrausch1)
1) Vortrag, gehalten in der Zwickauer medizinischen Gesellschaft am 5. September 1911.Publication History
Publication Date:
22 June 2009 (online)
Zusammenfassung
Für eine große Anzahl kurzer und schmerzhafter Eingriffe haben wir im Chloräthylrausch ein sehr rasch wirkendes und bei dieser Form der Anwendungsweise nach den bisherigen Erfahrungen gefahrloses Mittel, unseren Patienten Schmerzen zu ersparen. Die bisher in der Literatur[1)] beschriebenen Todesfälle haben sich sämtlich bei Vollnarkosen und bei Verwendung geschlossener und zum Teil auch noch sehr unzweckmäßiger Masken ereignet. Der Chloräthylrausch soll den Aetherrausch ergänzen, nicht ersetzen. Dementsprechend wenden wir ihn bei kleinen, kurzdauernden, aber häufig sehr schmerzhaften Eingriffen an, die man bisher meist ohne jede Anästhesierung auszuführen pflegte: die erste, schmerzhafte Tamponentfernung, die Einrenkung frischer Schulter- und Ellbogengelenkluxationen, die Reposition von Radiusfrakturen, kleine Inzisionen etc. Hierfür ist das Chloräthyl dem Aether an Schnelligkeit und Reizlosigkeit der Wirkung und Einfachheit der Anwendungsweise weit überlegen. Man gebraucht keine Maske und kann den Rausch auch bei Kindern, die schon narkotisiert waren, verwenden. Auch in der Praxis, wo fast jeder Arzt eine Chloräthyltube besitzt, kann häufiger und leichter davon Gebrauch gemacht werden, wie vom Sudeckschen Aetherrausch. Man gibt das Chloräthyl — welches Präparat man gebraucht, ist gleichgültig — am besten tropfenweise auf ein Gazestück. Die Analgesie wird in der Regel nach œ bis 3/4 Minuten erreicht, die notwendige Tropfenzahl ist 30—60, bei kräftigen Männern 80 bis 100 und mehr. Versager sind bei Kindern und Frauen selten, bei kräftigen Männern schon häufiger, Nachwirkungen oder üble Zufälle treten bei dieser Anwendungsweise nach den bisherigen Erfahrungen nicht ein.
1 Ein ausführliches Literaturverzeichnis und eine Kasuistik der Todesfälle findet sich in meiner Arbeit: Ueber die Verwendung des Stadium analgeticum der Aethylchloridnarkose. Beiträge zur klinischen Chirurgie 1911, Bd. 73, H. 2, S. 384.
1 Ein ausführliches Literaturverzeichnis und eine Kasuistik der Todesfälle findet sich in meiner Arbeit: Ueber die Verwendung des Stadium analgeticum der Aethylchloridnarkose. Beiträge zur klinischen Chirurgie 1911, Bd. 73, H. 2, S. 384.