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DOI: 10.1055/s-0028-1132048
Die Haemagglutination im Dienste der Prognose bei fieberhaften Erkrankungen
Publication History
Publication Date:
23 August 2009 (online)
Zusammenfassung
Unsere Erfahrungen bestätigen zunächst die allgemein anerkannte Tatsache, daß die Senkung bei fieberhaften Erkrankungen beschleunigt ist, wie dies auch von Fahräus, Linzenmeier u.a. schon mitgeteilt wurde. In 9 Fällen ging parallel oder folgte der Zunahme der Senkung der Temperaturabfall und gleichzeitig eine Besserung im Befinden der Patientinnen. Bei drei Frauen blieb trotz erhöhter Temperatur die Senkung unverändert, die Frauen fühlten sich ohne Behandlung am andern Tag wieder wohl und waren fieberfrei, Häufig ließ sich die Zunahme der Senkungszeit schon früher feststellen, als der Temperaturabfall, als Zeichen der abklingenden Erkrankung, eintrat. Die Beobachtungszeiten der Blutkörperchensenkungszeit bezogen sich auf 2, 4 und 6 Stunden nach Einverleibung des Heilserums. An den folgenden Tagen nahm die Senkung wie bei gesunden Wöchnerinnen zu. In der Tatsache, daß bei höherem Hämoglobingehalt und relativ höherem Eiweißgehalt des Blutserums die Senkung verlängert ist, dürften weitere Erklärungen für das Phänomen der Agglutinabilität der Erythrozyten gegeben sein und die Annahme der älteren Autoren eine neue Stütze finden.
Wenn ich nun zum Schlusse in der Veränderung der Senkung einen prognostischen Wert erblicke, so bin ich mir bewußt, daß mein Beobachtungsmaterial viel zu gering ist, um damit einen Lehrsatz aufzustellen. Immerhin glaubte ich diese Tatsache nicht unerwähnt lassen zu sollen und möchte mit dieser Abhandlung heute nur die Anregung geben, der eingehenderen Untersuchung des Blutes und insbesondere dieser beschriebenen Erscheinung von den erwähnten Gesichtspunkten aus mehr Beachtung zu schenken. Die Bestätigung meiner Beobachtung von anderer Seite dürfte dann ein leichtes und darum willkommenes prognostisches Hilfsmittel für die allgemeine Medizin werden. In der Gynäkologie hat uns die genaue Beobachtung der Senkung bei entzündlichen Genitalaffektionen schon manchen guten Fingerzeig bei der Frage vorzunehmender Operationen gegeben.
Neuerdings hat Grafe für die Frühdiagnose der Tuberkulose in der Veränderung der Senkungsgeschwindigkeit der Erythrozyten einen unterstützenden Faktor gefunden. Er sah bei Tuberkulinreizdosen von 0,03—0,1 mg Alttuberkulin, bei Dosen also, die noch kein Fieber hervorriefen, schon einen Einfluß auf die Senkungszeit, und das, wie er mitteilt, „zu einer Zeit, in der Allgemeinbefinden und Lokalbefund noch nicht affiziert wurden”.