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DOI: 10.1055/s-0028-1132965
Ueber Alt- und Neosilbersalvarsan
Publication History
Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung
Aus den angeführten Statistiken können wir ersehen, daß uns in den zur Verfügung stehenden Salvarsanpräparaten Mittel in die Hand gegeben sind, um die Syphilis in ihrem Frühstadium zu heilen. Während man früher auf das Neosalvarsan und Salvarsannatrium angewiesen war, können bei Unverträglichkeit dieser Präpaarte die neueren herangezogen werden. Hierdurch wird die Zahl der Fälle, die infolge einer Idiosynkrasie gegen Neosalvarsan früher nur mit Hg behandelt Werden mußten, immer kleiner, da sich in diesen Fällen, wie die Praxis lehrt, gerade unter den neueren Präparaten geeignete finden lassen, die einen Umschwung in der Therapie herbeiführen. Und zwar scheint uns nach jetzt 2jähriger Silbersalvarsantherapie gerade das Altsilbersalvarsan und auch das Neosilbersalvarsan hyperideal aus den dargelegten Gründen zu der mehr und mehr in Anwendung kommenden prolongierten Kur besonders geeignet zu sein. Die Nebenerscheinungen, die anfangs auch an unserer Klinik öfters beobachtet wurden, haben sich in letzter Zeit bei Beachtung aller gegebenen Regeln für die Salvarsantherapie sehr vermindert und sind beim Neosilbersalvarsan hyperideal nicht mehr beobachtet worden.
Immerhin darf nie vergessen werden, daß wir bei keinem der Mittel imstande sind, die Krankheit in einem bedeutend kürzeren Zeitmaß zu heilen. Bei der Salvarsantherapie bleibt unter genauer Individualisierung in jedem Fall das Behandlungsmaß immer wieder die Hauptsache. Ebenso wie Kohrs müssen auch wir vor der symptomatischen Behandlung der Frühsyphilis an der Hand von zahlreichen Beispielen warnen. Daraus, daß es so schwer ist, bei vorausgegangener mangelhafter oder sehr verspätet einsetzender Therapie die Wa.R. negativ zu bekommen und zu erhalten, folgert die ernste Notwendigkeit einer frühen und energischen ersten Behandlung. Jeder Arzt sollte sich daher der Verantwortung bewußt sein, die er bei der ersten Behandlung eines jeden Patienten mit Frühsyphilis übernimmt, und verzettelte, unzureichende Salvarsanbehandlung unterlassen. Nur zu oft werden Patienten ohne Aufklärung von Aerzten, nach Abheilung der klinischen Erscheinungen, mit einer Dosis von 1— 2 g Neosalvarsan bei sekundärer Syphilis ihrem Schicksal überlassen. In den Fällen mit primärer und sekundärer Syphilis, bei denen das Virus noch wenig verankert ist, soll auf alle Fälle ohne Rücksicht auf den Blut-Wassermann durch in kurzen Zeitabschnitten zu wiederholende Kuren die Sterilisation des Körpers angestrebt werden. Untersuchungen der Lumbalflüssigkeit, die das Urteil, ob Heilung eingetreten ist, zu fällen haben, beweisen, daß nur bei sachgemäßer Durchführung der Therapie eine Heilung zu erzielen ist. Anderseits beweisen die umfassenden Untersuchungen von Gennerich zur Genüge, daß die symptomatische Behandlung, die in zu kleinen Einzeldosen bestand, oder bei der es an der notwendigen Nachbehandlung gemangelt hat, auch die Nachkuren in zu großen Zeitabständen oder auch in zu schwächlicher Weise erfolgt sind, durch die Reizwirkung des Salvarsans liquorprovokatorisch wirkt und daher eine Zunahme der Nervensyphilis bereits bewirkt hat. Diese Schäden werden sich, sofern sie nicht durch baldige sachgemäße intravenöse Behandlung ausgeglichen werden, erst in Jahren, analog dem gehäuften Auftreten der Syphilis nach dem Kriege überhaupt, in einer Zunahme der Erkrankungen des Nervensystems äußern. Und gerade diese Verschiebung der Krankheit nach dem Zentralnervensystem wollen wir durch die richtige, planmäßige, individualisierende Zuführung der uns zur Verfügung stehenden spezifischen Heilmittel verhindern. Um diese ideale Forderung der Syphilistherapie bei der großen Menge der Syphilitiker durchzuführen, haben sich die von der Landesversicherung eingerichteten Beratungsstellen als höchst segensreich erwiesen. Sie übernehmen die hygienische Beaufsichtigung des einmal Infizierten. Trotz der Schwierigkeiten, die einer dauernden Kontrolle infolge des Wohnungs- und Ortswechsels und anderer Umstände entgegenstehen, gelingt es doch bei dem größeren Teil der Kranken, die Beobachtung 2—3 Jahre lang durchzuführen und ihnen dadurch die notwendige Behandlung zu sichern. Es ist zu hoffen, daß mit der fortschreitenden Aufklärung des Volkes und der Aerzte über die Notwendigkeit dieser Kontrolle der Segen, der von diesen Einrichtungen ausgeht, mehr und mehr in Erscheinung tritt und dadurch wieder für das System wirbt.
Gerade das Neosilbersalvarsan hyperideal in der Form, in der es jetzt in den Handel kommen wird, scheint berufen zu sein, die Behandlung der Syphilis noch weiter zu verbessern, da es sich wegen seiner Gefahrlosigkeit und des absoluten Fehlens von Nebenerscheinungen zur ambulanten Behandlung am besten von allen neueren Präparaten eignet