Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(29): 1261-1264
DOI: 10.1055/s-0028-1135615
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber das Marmorek-Serum

Paul Glaessner - Assistent an der Kgl. Universitätspoliklinik für orthopädische Chirurgie in Berlin
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Das Marmoreksche Antituberkuloseserum hat sich in keinem einzigen Falle bei richtiger Dosierung als schädlich erwiesen.

  2. In einzelnen nur mit Marmorek-Serum, ohne alle anderen Hilfsmittel behandelten Fällen sind so auffallende Besserungen zu konstatieren, daß man unbedingt von einer spezifischen Wirkung des Serums sprechen muß.

  3. In Fällen, in welchen das Serum zur Unterstützung anderer bisher üblicher Behandlungsmethoden herangezogen wurde, hat es eine wesentliche Förderung des Heilungsprozesses herbeigeführt.

  4. Nur in zwei von unseren Fällen konnten wir von dem Serum keinen Einfluß konstatieren, wobei der eine (Fall 6) zu den schwersten rechnen kann, die man überhaupt sieht. In der Hälfte der Fälle konnten wir rasche und sichere Erfolge feststellen.

  5. Nach dem Vorangehenden scheint es also zweckmäßig, das Marmoreksche Antituberkuloseserum auch weiterhin, speziell bei der Behandlung der Knochen- und Gelenktuberkulose, zu verwerten und möglichst frühzeitig davon Gebrauch zu machen. Wir werden dabei nicht auf die Prinzipien unserer sonstigen Behandlung verzichten und Ruhigstellung und Entlastung der erkrankten Partien sowie Entleerung vorhandener Abszesse, eventuell auch notwendige größere operative Eingriffe weiter vornehmen. Erst weitere Erfahrungen an einem großen Material werden ein definitives Urteil über den Wert des Serums bei der Behandlung der Knochen- und Gelenktuberkulose gestatten. Welches die klinischen Grenzen der nicht anzuzweifelnden spezifischen Heilwirkung des Serums sein werden, hoffen wir bald an größeren Untersuchungsreihen aus der Universitätspoliklinik für orthopädische Chirurgie erweisen zu können.