Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(29): 1265-1267
DOI: 10.1055/s-0028-1135617
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Therapeutische Versuche mit Pankreasfermenten (Trypsin und Amylopsin)1)

A. Pinkuss - Frauenarzt in Berlin 1) Vortrag in der Freien Vereinigung der Chirurgen Berlins am 9. März 1908.
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die subkutane Einführung der Pankreasfermente in den allgemeinen Körperkreislauf hat nie eine besondere lokale oder allgemeine Schädigung verursacht. Jedoch war bei keinem der 14 behandelten Fälle trotz vielmonatiger Injektionen eine absolut sichere objektive Besserung oder gar Heilung zu konstatieren gewesen; gewisse Veränderungen in den Krankheitsherden konnten mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Einwirkung der Injektionen bezogen werden. Was die bei der Krebskrankheit tätigen Fermente und ihre etwaige therapeutische Beeinflussung bzw. Verwendung betrifft, so handelt es sich wohl entweder um das Auftreten neuer Enzyme in der malignen Neubildung oder darum, daß die präexistierenden zu einer unbehinderteren Tätigkeit dadurch kommen, daß der hemmende bzw. regulierende Einfluß von im umgebenden Gewebe vorhandenen Kräften geschädigt bzw. ganz ausgeschaltet wird. Vielleicht gelingt es weiteren Versuchen mit tryptischen und antitryptischen Fermenten oder mit Sera, welche diese oder jene Art von Fermenten enthalten, neue Wege für das therapeutische Vorgehen bei der Carcinombehandlung zu erzielen. Eine rein zufällige Beobachtung gab Anlaß, Trypsininjektionen bei zwei Fällen von tuberkulösen Eiterungsprozessen am Halse zum Zwecke kurativer Beeinflussung zu verwenden. In beiden Fällen, die zuvor durch die verschiedensten anderen lokalen Behandlungsmethoden nicht gebessert werden konnten, trat nach Injektionen der Fermentpräparate eine auffallende Besserung und sichtbare Tendenz zur Ausheilung des Prozesses ein.