Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(45): 1923-1927
DOI: 10.1055/s-0028-1135827
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die klinische Verwertbarkeit der Komplementbindungsreaktion für die Serodiagnostik der Syphilis

Franz Ballner - k. und k. Regimentsarzt, Alfred v. Decastello - klinischer Assistent
  • Aus dem Hygienischen Institute (Vorstand: Prof. Dr. A. Lode) und der Medizinischen Klinik (Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner) der Universität in Innsbruck
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Das hämolytische Rinderblutsystem gab uns bei Luetikern einen positiven Ausfall der Wassermannschen Syphilisreaktion in ungefähr derselben Prozentzahl der Fälle wie anderen Untersuchern das Hammelblutsystem. Es dürfte somit gegen die Verwendung von Rinderblut-Ambozeptoren kein Einwand zu erheben sein.

2. Auch bei Verwendung des Rinderblutes erhielten wir gleich anderen Autoren bei einer Reihe von wahrscheinlich nicht luetisch Infizierten Komplementablenkung, so bei Tuberlose der Lunge und der Niere, Pneumonie, Carcinom, ferner auch bei myeloider Leukämie und inkompensierten Herzfehlern.

3. Bei mehreren dieser Fälle erwies sich die Komplementablenkungsfähigkeit des Blutserums als vorübergehend.

4. Zwischen der positiven Reaktion bei Luetikern und jener bei wahrscheinlich nicht Luetischen stellte sich bei Verwendung von Rinderblut insofern ein prinzipieller Unterschied heraus, als bei den ersteren die Komplementbindung nur bei Zusatz von Organextrakt erfolgt oder doch wenigstens durch diesen deutlich verstärkt wird, während sie bei letzteren auch ohne Extraktzusatz in völlig gleicher Intensität wie mit Extrakt in Erscheinung tritt. (Autotrope Sera.)

5. Bei Verwendung von Hammelblutambozeptoren verhielten sich die von uns untersuchten autotropen Sera wie luetische, indem bei Extraktzusatz Hemmung, ohne Extraktzusatz mehr oder weniger deutliche Lösung erfolgte.

6. Das Rinderblutsystem scheint es somit zu ermöglichen, eine für Lues im klinischen Sinne spezifische Reaktion von einer nichtspezifischen, bei verschiedenen Krankheitsprozessen gelegentlich auftretenden, zu trennen.

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