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DOI: 10.1055/s-0028-1135941
Die Behandlung des akuten Gelenkrheumatismus
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
11. August 2009 (online)

Zusammenfassung
1. Das Salizyl, namentlich die reine Säure, ist, in ausreichender Menge gegeben, ein spezifisches Heilmittel für die weitaus meisten Fälle von akutem Gelenkrheumatismus.
2. Energische, frühzeitige, genügend lange fortgesetzte Salizylbehandlung beugt den Herz- und Pleurakomplikationen am sichersten vor; vielleicht wirkt sie sogar direkt heilend auf beginnende seröse Pericarditis und reine rheumatische Herzmuskelerkrankungen.
3. Die Salizylsäure ist in therapeutischen Gaben von 6 bis 8 g pro die, auch bei längerem Gebrauch, kein Herzgift; man darf sie bei kompensierten Klappenfehlern und älterer (schwieliger) Myocarditis ohne Bedenken anwenden.
4. Die schon nach viel kleineren Gaben von anderen Autoren öfters beobachtete Salizylnephritis oder „Nierenreizung” ist praktisch vollkommen bedeutungslos und darf von energischem Salizylgebrauch bei akutem Gelenkrheumatismus um so weniger abhalten, als sie noch während der Salizylanwendung gewöhnlich mit dem Gelenkrheumatismus ausheilt; jedenfalls aber unmittelbar danach. Selbst bei chronischer Nephritis kann Salizyl zu 6—8 g pro die in der Regel längere Zeit ohne jeden Schaden genommen werden.
5. Hartnäckige oder verschleppte Fälle von akutem Gelenkrheumatismus, welche der Salizyltherapie ausnahmsweise trotzen, heilen bei intramuskulärer Injektion von Chinin-Antipyrinkombinationen oder intravenöser von Kollargol in verhältnismäßig kurzer Zeit.
6. Die sogenannte physikalische Therapie, (Stauung, Bäder, Packungen, Massage etc.) vermag die Wirksamkeit der medikamentösen Behandlung in hartnäckigen und protrahierten Fällen erfolgreich zu unterstützen, aber niemals ganz zu ersetzen.