Zusammenfassung
1. Menschen, die sicher frei von Tuberkulose sind, also auf Tuberkulin in keiner Form reagieren, sprechen auf intrakutane Impfungen mit bakteriellen Reizstoffen (Diphtherie- und Dysenterietoxin) ebenso verschieden stark und wechselnd positiv an wie Tuberkulöse. Das Gleiche gilt auch für Kranke mit Hauttuberkulose (Lupus).
2. Die positiven Intrakutanimpfungen mit Diphtherie- und Dysenterietoxin bei Kranken mit irgendwelcher (durch Alttuberkulinprüfung festgestellter) Tuberkulose gehen in ihrer Stärke keineswegs der Stärke der Hautreaktion auf Alttuberkulin parallel. Sie fallen regellos bald stärker, bald schwächer aus.
3. Die positiven Intrakutanimpfungen mit Diphtherie- und Dysenterietoxin bei Tuberkulösen unterscheiden sich von den klinisch ähnlichen positiven Alttuberkulinimpfungen grundsätzlich dadurch, daß sie niemals, wie diese, auf subkutane Alttuberkulinzuführung aufflammen und daß sie anatomisch nicht die geringste Andeutung eines tuberkulösen Baues zeigen wie gleichalte Alttuberkulinhautimpfungen.
Nachtrag bei der Korrektur: Inzwischen sind auch Versuche mit Pepton (10 mg) angestellt worden, auf das Seiter[1)] sich hauptsächlich bezieht. Auch hierbei haben wir im Gegensatz zu Selter keine Uebereinstimmung mit der Stärke des Ausfalls der Intrakutanimpfung mit Tuberkulin nachweisen können. Kranke mit sehr schwacher oder fehlender Hautreaktion auf Tuberkulin haben zum Teil stärker reagiert als solche mit hochgradiger Hautempfindlichkeit gegen Tuberkulin (Lupus). Diese haben teils ganz schwache, teils starke Reaktionen auf Pepton gezeigt. Dabei entsprachen die ganz schwachen Ausfälle der Intrakutanimpfung mit Pepton gerade der stärksten mit Tuberkulin.
