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DOI: 10.1055/s-0028-1136549
Zur Kenntnis der Nierenfunktion bei Blasenstauung, speziell bei Prostatahypertrophie
Publication History
Publication Date:
22 August 2009 (online)
![](https://www.thieme-connect.de/media/dmw/192510/lookinside/thumbnails/10.1055-s-0028-1136549-1.jpg)
Zusammenfassung
Bei 28 Prostatikern und 7 Patienten mit paralytischer Blase, sämtlich mit Restharn, wurde die Nierenfunktion hauptsächlich mittels des Wasser- und Konzentrationsversuchs, Reststickstoffbestimmungen sowie der Indigkarminprobe untersucht. Den Wasser- und Konzentrationsversuch zeigte bei allen Prostatikern, auch solchen mit geringem Restharn, eine mehr oder weniger gestörte Nierenfunktion. Bei Patienten mit gelähmter Blase bestand dagegen bei mittleren Restharnmengen fast normale Funktion. Bei den Prostatikern ist die Wasserausscheidung in 4 Stunden stets wesentlich vermindert, die Konzentrationsfähigkeit der Niere stark herabgesetzt. Nach akuten Harnretentionen besteht als Zeichen des großen Wasserbedürfnisses besonders auffällige Zurückhaltung des Wassers. Bei schwersten Graden der Stauung mit Insuffizienz der Niere kommt es zu völliger Gleichheit der sehr niedrigen spezifischen Gewichte, sog. Isosthenurie. Im Konzentrationsversuch besteht häufig zwangsläufige Polyurie. Diese Störungen sind zum größten Teile funktioneller Natur und hören nach Beseitigung der Stauung auf, eine gewisse Schädigung bleibt dagegen dauernd. Mit der Stauung kombinieren sich nicht selten skierotische, häufiger noch infektiöse Prozesse des Nierenbeckens und Parenchyms. Die mangelhafte Konzentrationsfähigkeit der Niere, sog. Hyposthenurie, wird durch Vermehrung der Harnmenge sowie eine mehr gleichmäßige Verteilung der Nierenarbeit über den ganzen Tag ausgeglichen. Die Polyurie, wahrscheinlich bedingt durch die infolge der Stauung im Blut angehäuften diuretisch wirksamen Stoffe, stellt einen feinen Regulationsmechanismus dar mit dem Endzweck, die molekulare Konzentration des Blutes konstant zu erhalten. Der Reststickstoff wurde bei mittleren Restharnmengen normal oder leicht erhöht gefunden. Erst bei hohen Graden der Stauung lagen die Werte zwischen 60—160 mg. Kochsalz und andere Salze scheinen früher retiniert zu werden als die organischen Substanzen. Bei akuter Harnstauung ist der Blutdruck erhöht, nach Beseitigung derselben verschwindet er wieder. Bleibt die Erhöhung konstant, so deutet das auf Arteriosklerose oder Schrumpfniere. Für die Indikationsstellung zur Prostatektomie kommt der Wasser- und Konzentrationsversuch als wertvolle Ergänzung und Kontrolle zur Indigkarminprobe in Betracht. Letztere gibt besonders in der quantitativen Bestimmung deutliche Ausschläge. Konzentrationszahlen unter 1015, ebenso eine geringe Differenz zwischen Maximum und Minimum des spezifischen Gewichts sind schlechte, für schwere Störung sprechende Zeichen. Funktionszahlen nach Becher sind als Gradmesser der Funktion wertvoll. Reststickstoff über 100 mg beweist mit Sicherheit schwerste Nierenstörung und ist Kontraindikation zur Operation.