Zusammenfassung
1. Es gibt eine große Anzahl Lezithinämien: a) bei chronischen Geisteskrankheiten
und bei der Epilepsie, b) bei Infektionskrankheiten (Diphtherie, Tuberkulose), c)
beim Diabetes und der Nephritis, d) bei der Narkose, e) bei der Lues. Die Entstehung
der Lezithinämie ist wohl so zu denken, daß lipoidophile Substanzen sich mit den Lipoiden
der Zellmembran adsorbieren und dann das Adsorptionsprodukt aus der Zellmembran ausgestoßen
werden. 2. Bei keiner Lipoidämie, außer bei der Lues, entsteht ein Antikörper gegen
Orgarilipoid. Soll es sich also bei der Lues wirklich um einen Antikörper gegen Organlipoid
handeln, so muß dieses Organlipoid noch ein anderes Produkt enthalten, etwa ein Luestoxin,
gegen das sich der Antikörper bildet. 3. Die Bindung Lipoid-Antikörper erfolgt nicht
nur im Reagenzglas, sondern auch im Serum, das beweisen die Lipoidämien bei der Lues.
Mit der Wa.R., der Meinickeschen und Sachs-Georgischen Reaktion werden die im Ueberschuß
vorhandenen, nicht an Lipoid gebundenen Antikörper festgestellt, nicht die schon im
Körper an Lipoid gebundenen; fehlen freie Antikörper und sind nur an Lipoid gebundene
im Serum vorhanden, so erhalten wir fälschlich eine negative Reaktion, „eine pseudonegative
Reaktion”. Mit Hilfe der neuen Wassermannschen Methode müssen diese im Serum gebundenen
Antikörper vom Lipoid zu trennen sein und müssen sich dann im Reagenzglas nachweisen
lassen. Darin besteht die eminent praktische Bedeutung der neuen Reaktion, um die
nur scheinbar geheilten Fälle von Lues aufzudecken.