Dtsch Med Wochenschr 1910; 36(27): 1265-1269
DOI: 10.1055/s-0028-1142898
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber sekundäre Infektion mit Tuberkelbazillen und deren saphrophytisches Wachstum nebst einigen Schlußfolgerungen

Carl Hart - Prosektor
  • Aus dem Auguste Viktoria-Krankenhaus in Schöneberg-Berlin
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Eine Beobachtung wie die eben mitgeteilte zeigt, in wie hohem Maße die Ablagerung der Tuberkelbazillen abhängig ist von günstiger physikalischer Gelegenheit, wie wir sie als Teilerscheinung der Disposition überhaupt bei der Entstehung der tuberkulösen Lungenspitzenphthise annehmen müssen. Die Entstehung dieser ist aber des weiteren abhängig von einer biochemischen Empfänglichkeit des Gewebes, die zwar meist, aber durchaus nicht immer und unbedingt mit günstiger physikalischer Gelegenheit zur Bazillenablagerung verbunden ist. Die Tuberkelbazillen können im menschlichen Körper unter gewissen Verhältnissen ein saprophytisches Dasein führen, wobei es nicht unwahrscheinlich ist, daß einfache Toxinresorption ohne spezifisch tuberkulöse Gewebsveränderungen anaphylaktische Erscheinungen auslöst. Die Feststellung einer extrem hohen Häufigkeit der Tuberkulose im Kindesalter mittels der Tuberkulinreaktion, die mit den sorgfältigsten anatomischen Untersuchungen nicht übereinstimmt, bedarf unter diesem Gesichtspunkt einer eingehenden Nachprüfung, deren Möglichkeit das weiter ausgebaute Antiforminverfahren zu bieten scheint.