Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(2): 61-67
DOI: 10.1055/s-0028-1143468
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die funktionelle Darmdiagnostik und die diätetische Therapie des chronischen Darmkatarrhs1)

Ludwig v. Áldor in Karlsbad 1) Vorgetragen im Budapester Königl. Aerzte-Verein.
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die mittels hochtemperiertem Karlsbader Wasser, in Gestalt von hohen Eingießungen durchgeführte Behandlung, ist das radikalste Heilverfahren des chronischen Darmkatarrhs. Unsere Arzneimittel können hier bloß im Interesse der symptomatischen Therapie in Betracht kommen. Eine Vorbedingung für die erfolgreiche diätetische Behandlung des chronischen Darmkatarrhs ist die genaue Feststellung der vorhandenen funktionellen Störungen. Wer es sich zur Regel macht, bei jedem Falle von chronischem Darmkatarrh auch die Magenfunktionen zu untersuchen, sieht die Häufigkeit von Darmstörungen gastrogener Natur, welche ein dankbares Objekt für zielbewußte therapeutische Eingriffe darstellen. Die Salzsäure ist hei achylischen Diarrhöen ein souveränes Mittel, und ihre innere Darreichung ist nur dort am Platze, wo die mangelnde Magenverdauung durch kompensierende Steigerung der Pankreasverdauung zu ersetzen ist. Eine größere Bedeutung besitzt die Schmidtsche Funktionsprüfung des Darmes auf dem Gebiete der Diätotherapie des chronischen Darmkatarrhs. Die Verabreichung von rohem Fleisch in der Probekost ist ebenso überflüssig, wie irreführend. Die Untersuchungen bestätigen die Behauptung Schmidts: je mehr Mischelemente im Normalkote sind, desto mehr ist man berechtigt, die Erkrankung in den Dünndarm zu lokalisieren. Gasbildung und alkalische Reaktion des Kotes gleich gesteigerte Eiweißfäulnis; Gasbildung und saure Reaktion des Kotes gleich Kohlehydratgärung. Eine ganz eklatante Reaktion ist aber ziemlich selten. Bei deutlich konstatierbarer Eiweißfäulnis kann man eine diffuse Erkrankung des Darmtractus annehmen, an der nahezu der ganze Darmtractus teilnimmt. — Die intestinale Gärungsdyspepsie tritt als selbständige Erkrankung, meistens akut, und mit ziemlich raschem Ablaufe auf, häufiger aber im Verlaufe von chronischem Darmkatarrh, mit Neigung zu Rezidiven. Die Funktionsprüfung des Darmes beantwortet hauptsächlich die Frage, welche Gruppe der Nahrungsmittel im gegebenen Falle die entsprechendste ist? Wir schränken die Eiweißeinfuhr dort ein, wo die Fleischprobe, die Kohlehydrate dort, wo die Gärungsprobe positiv ausfällt. Für solche Patienten, bei welchen auf Grund der positiven Fleischprobe eine Eiweißeinfuhr nicht angezeigt ist, haben wir in den leimgebenden Substanzen, in der Gelatine ein ideales Nährmittel.