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DOI: 10.1055/s-0028-1144864
Zur Epidemiologie der Shiga-Kruse-Dysenterie1)
1) Die Veröffentlichung dieses Beitrags, welcher schon am Ende des Jahres 1916 beendet war, mußte wegen äußerer Umstände verschoben werden.Publication History
Publication Date:
14 July 2009 (online)
Zusammenfassung
Wir standen einer plötzlich auftretenden und wahrscheinlich ein und derselben Quelle entstammenden, ganz leichten Ablauf zeigenden Ruhrseuche gegenüber, bei welcher die auffallendste Erscheinung gegenüber dem leichten klinischen Verlaufe der Krankheit war, daß aus dem Stuhle die toxinschwerste Form der Ruhrbazillen zu züchten möglich war. Wo der bakteriologische Nachweis nicht gelungen ist, sicherte die Blutuntersuchung in Form der Agglutinationsreaktion die Diagnose. Auch bei dem späteren Verlaufe der Fälle war das klinische Bild in scharfem Gegensatz zu dem bakteriologischen Befunde, indem die Erkrankungen bis zu Ende einen leichten Charakter trugen und ohne konsekutive Folgen verliefen. Diese Formen der Shiga-Kruse-Ruhr stehen den Erfahrungen der meisten Autoren gegenüber. Neufeld[1] hält z. B. eine leichte Shigasche Seuche ganz und gar für ausgeschlossen, und die Mortalität macht auch laut Jochmann [2] bei dieser 10—15% aus; dagegen können die giftarmen Stämme schwere Infektionen verursachen, wie dies auch in diesem Kriege, in welchem entkräftete, schwächliche Leute sich infiziert haben, besonders oft bewiesen wurde. In unserem gegenwärtigen Falle könnte man vielleicht die Sache so erklären, daß, abgesehen natürlich davon, daß die Giftproduktion des gefundenen Stammes nicht sehr stark sein konnte (die Produktion selbst hingegen wurde durch den oben angeführten Kaninchenversuch ohne Zweifel bewiesen), noch nicht erschöpfte, unter relativ günstigen Lebensverhältnissen lebende Soldaten erkrankten, welche vor ihrer Erkrankung den Kriegsstrapazen nicht ausgesetzt waren.
1 Seuchenentstehung und Seuchenbekämpfung 1914.
1 Seuchenentstehung und Seuchenbekämpfung 1914.