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DOI: 10.1055/s-0028-1165419
Das Geschwulstproblem1)
1) Vortag im Aerzteverein „Nanegau” zum 50jährigen/Stiftungsfest am 19. V. 1928 zu Bad Kreuznach.Publication History
Publication Date:
18 August 2009 (online)
Zusammenfassung
1. Die Reiztheorie der Geschwulstentstehung versagt in der Erklärung des Wesens und der Biologie der Geschwülste. Da alles und jedes „Reiz” sein kann, ist sie zum mindesten als nichtssagend abzulehnen.
2. Die infektiöse Theorie der Krebsentstehung ist durch keine Tatsache gestützt, die Hypothese des spezifischen Krebserregers ist restlos widerlegt.
3. Das Wesender Geschwulst liegt nicht in irgendwelchen äußeren (Reiz-) Faktoren, sondern in der spezifischen Metastruktur der Geschwulstzelle selbst, deren besondere biologische Eigenschaften in erster Linie bei der Transplantation, der Gewebszüchtung und im Stoffwechsel nachgewiesen sind.
4. Jede Geschwulst geht aus einer besonderen Geschwulstkeimanlage hervor und bildet sich nur nach typischer Latenzzeit in bestimmten Zeiten besonderer Disposition („Sensible Periode”).
5. Geschwulstkeimanlagen entstehen ausschließlich bei zwei biologischen Vorgängen: a) durch Störung der primären (embryonalen) Organ- und Zelldifferenzierungen und b) durch Störung (postembryonaler) Regenerationsvorgänge. Beide Thesen sind durch alle Beobachtungen von Spontantumoren bei Mensch und Tier (auch an den sog. Reizgeschwülsten) zu beweisen, beide aber sind heute auch experimentell bereits gut begründet.
6. Der besondere Stoffwechsel der Tumorzelle legte den Gedanken nahe, durch Eingriff in die erhöhte Gärung und die erniedrigte Atmung der Geschwulstzelle diese Zelle zu schädigen. Darauf gründet sich die Gasbehandlung der bösartigen Geschwülste, die bei allen transplantablen Krebsformen der Maus bereits ausgezeichnete Ergebnisse aufzuweisen hat. Diese Erfolge ermutigen dazu, auf dem neuen Wege weiterzuarbeiten, und lassen das Problem der Heilung inoperabler und metastasierender Geschwülste weniger hoffnungslos erscheinen als bisher.