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DOI: 10.1055/s-0029-1185630
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Wurzelkanalbehandlung versus Implantation
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
30. Juli 2009 (online)
Einleitung
Im klinischen Alltag jedes Zahnarztes stellt sich immer wieder die Frage, ob ein zerstörter Zahn endodontisch behandelt oder extrahiert und durch ein Implantat ersetzt werden sollte. Problematisch ist die Entscheidungsfindung insbesondere für jene Zähne, bei denen aus endodontischen, parodontalen oder prothetischen Gründen eine fragliche Prognose besteht, während Zähne mit guter Prognose sicher zu erhalten und die als hoffnungslos klassifizierten Zähne nicht erhaltungswürdig sind (Abb. [1]). Eine solche prognostische Einschätzung ist in der Parodontologie etabliert, aber auch in der Endodontie und der rekonstruktiven Zahnmedizin applizierbar. Während Zähne mit einzelnen überschaubaren Risiken therapiert werden, erfolgt bei Identifikation mehrerer Risikofaktoren eventuell eher die Extraktion. An sich sollte die Einschätzung des individuellen Risikos und der Langzeitprognose auf evidenzbasierten Daten beruhen. Jedoch existieren in der Literatur sehr unterschiedliche Definitionen zu den Erfolgs- und Überlebensraten von endodontisch behandelten Zähnen und von Implantaten. Die dokumentierten Erfolgszahlen sind je nach klinischer Situation nicht unbedingt mit der Prognose des fraglichen Zahns gleichzusetzen [[1], [2]]. In einer systematischen Literaturübersicht stellten Iqbal und Kim (2007) fest, dass bei der Beurteilung eines wurzelkanalbehandelten (WKB-) Zahns strengere Erfolgskriterien angewandt werden, als dies bei Implantaten der Fall ist. So werden klinische Symptomfreiheit und radiologisch unauffällige apikale Verhältnisse des WKB‐Zahns vorausgesetzt, während beim Implantat das simple Überleben (Vorhandensein in der Mundhöhle) bereits als Erfolg gewertet wird. Hinzu kommt weiter, dass in vielen Arbeiten Implantatverluste, die während der frühen Heilungsphase auftreten, nicht mit berücksichtigt sind. Zählt man diese jedoch bei den 10-Jahres-Daten hinzu, so zeigt sich, dass die Überlebensraten intakter und auch restaurierter Zähne denen der Implantate überlegen sind [[3]]. Missverständnisse entstehen weiterhin dadurch, dass in einigen Arbeiten die Daten zum Überleben bzw. die sogenannte Retentionsrate sowohl die als erfolgreich eingestuften Zähne oder Implantate als auch die als überlebend klassifizierten mit einschließt, anstatt eindeutig zwischen Erfolg, Überleben und Misserfolg zu unterscheiden (Abb. [2]). Bei Implantatstudien muss zudem berücksichtigt werden, dass sich die Angaben auf den reinen Implantaterfolg oder auch auf die implantatgetragenen Rekonstruktionen beziehen können [[4]].
Abb. 1 Eine Vielzahl von Parametern beeinflusst die Prognose eines zu behandelnden Zahnes – diese müssen bei der Therapiewahl miteinbezogen werden.
Abb. 2 Erfolgskriterien für Wurzelkanalbehandlungen und Implantate.
Studiendaten zur Überlebenswahrscheinlichkeit von Implantaten und wurzelgefüllten Zähnen im Vergleich
Aufgrund der Diskrepanzen innerhalb der angeführten Erfolgskriterien für wurzelkanalbehandelte Zähne und Implantate haben sich Iqbal und Kim (2007) auf einen Vergleich der Überlebensraten beschränkt. Die Metaanalyse berücksichtigte 13 Studien zu WKB‐Zähnen und 55 zu Implantaten, wobei nur in einer Arbeit ein direkter Vergleich beider Therapieformen angestellt wurde [[5]]. Mit Überlebensraten zwischen 94 und 97 % nach 5–10 Jahren und überlappenden Konfidenzintervallen konnten keine Unterschiede zwischen den beiden Therapievarianten gefunden werden. Auch der direkte Vergleich in der retrospektiven Arbeit von Doyle et al. (2006) zeigte keine Vorteile für die initiale nicht chirurgische WKB oder das Einzelzahnimplantat. Beide Therapien zeigten je 6 % Misserfolge, jedoch traten bei Implantaten mit 18 % mehr klinische Komplikationen (technische Probleme oder chirurgische Interventionen bei Periimplantitis) auf als bei WKB‐Zähnen (4 %, Revision oder persistierende apikale Parodontitis) [[5]].
Da offensichtlich nur geringe Unterschiede im Erfolg und Überleben von WKB‐Zähnen und Implantaten existieren, müssen andere Faktoren darüber entscheiden, ob ein Zahn endodontisch behandelt oder extrahiert und möglicherweise durch ein Implantat ersetzt werden soll [[6]]. Auch wenn das Implantat von einigen Autoren gegenüber dem natürlichen Zahn bevorzugt oder als „der sicherere Pfeiler“ angesehen wird, ist es das Ziel des vorliegenden Beitrags, die wichtigsten Entscheidungsparameter und deren systematische Anwendung aufzuzeigen, aber auch kritisch auf mögliche Kontraindikationen für den Zahnerhalt oder das Implantat hinzuweisen.
Merke: Es existieren nur geringe Unterschiede bezüglich Erfolg und Überleben zwischen wurzelgefüllten Zähnen und Implantaten.
Literatur
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Prof. Dr. med. dent. Nicola Zitzmann
Klinik für Parodontologie, Endodontologie und Kariologie
Universitätskliniken für Zahnmedizin, Universität Basel
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Schweiz
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