Notfallmedizin up2date 2009; 4(3): 229-246
DOI: 10.1055/s-0029-1186091
Spezielle Notfallmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Meningitis

Dimitre Staykov, Jürgen Bardutzky
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 September 2009 (online)

Zoom Image

Kernaussagen

Bedeutung

Die Meningitis manifestiert sich häufig mit dem Leitsymptom Kopfschmerz. Manche Formen der Meningitis verlaufen selbstlimitiert (die Mehrheit der viralen Meningitiden), andere sind akut lebensbedrohlich (bakterielle Meningitis, tuberkulöse Meningitis, Herpes-simplex-Meningoenzephalitis) und bedürfen einer unverzüglichen Therapie.

Erreger

Bakterien, Mykobakterien und Viren sind die häufigsten Erreger einer Meningitis. Pneumokokken und Meningokokken sind zusammen für mehr als Ÿ der ambulant erworbenen bakteriellen Meningitiden im Erwachsenenalter verantwortlich.

Klinik und Komplikationen

Das meningitische Syndrom ist durch die Leitsymptome Fieber, Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit charakterisiert, fakultativ besteht eine Bewusstseinsstörung. Bei Vorliegen fokal-neurologischer Defizite, epileptischer Anfälle oder psychopathologischer Auffälligkeiten ist eine enzephalitische Beteiligung anzunehmen.

Bakterielle Meningitiden können zu einem akuten generalisierten Hirnödem, zu vaskulären Komplikationen (Vasospasmen, Ischämien), zu Liquorzirkulationsstörungen (vor allem tuberkulöse Meningitis), Hirnnervenläsionen und anderen fokal-neurologischen Defiziten führen.

Die enzephalitischen (zum Beispiel Herpes simplex 1) oder enzephalomyelitischen (zum Beispiel FSME) Verlaufsformen viraler ZNS‐Infektionen verlaufen in der Regel akut lebensbedrohlich und hinterlassen schwere neurologische Defizite.

Diagnostik

Bei einer Meningitis liegt ein entzündlicher Liquor vor, dessen genaue Charakteristika vom Erregertyp abhängig sind.

Ein Erregernachweis im Liquor liefert die definitive Diagnose einer Meningitis (mikroskopisch, kulturell, Erregerantigene, Nukleinsäuren).

Blutkulturen verhelfen bei einem beträchtlichen Anteil der bakteriellen Meningitiden zur Erregeridentifikation und sollten möglichst vor Therapiebeginn abgenommen werden.

Indirekte Nachweismethoden wie Bestimmung spezifischer Antikörper im Liquor sind bei einigen Erregern ergiebiger.

Die Fokussuche stellt bei der bakteriellen Meningitis einen wichtigen Teil der obligaten Diagnostik dar.

Therapie

Die antibiotische Therapie einer bakteriellen Meningitis sollte ohne Zeitverlust eingeleitet werden. Die adjuvante Gabe von Kortikosteroiden reduziert die Letalität und verbessert das funktionelle Outcome der bakteriellen und der tuberkulösen Meningitis.

Die Fokussanierung trägt maßgeblich zum Gesamttherapieerfolg einer bakteriellen Meningitis bei.

Virale Meningitiden verlaufen in der Regel selbstlimitiert und bedürfen keiner spezifischen Therapie. Die HSV‐Enzephalitis sollte hingegen bereits bei Verdacht mit Aciclovir behandelt werden.

Pragmatisches Vorgehen

Jede Meningitis ist ein potenziell lebensbedrohlicher Notfall. Daher sollte sie immer nach einem zeitlich optimierten diagnostisch-
therapeutischen Algorithmus behandelt werden.