Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(7): 271-275
DOI: 10.1055/s-0029-1186333
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber kutane und conjunctivale Tuberkulinanwendung. II. Klinischer Teil

E. Stadelmann
  • Aus der I. Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhaus im Friedrichshain in Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die kutane Impfreaktion von v. Pirquet und die conjunctivale von Wolff-Eisner haben bei bestehender, nachgewiesener und suspekter Tuberkulose eine große Bedeutung. Welche von beiden Reaktionen wichtiger ist, läßt sich zurzeit noch nicht sagen. Wahrscheinlich deutet der positive Ausfall der conjunctivalen Reaktion aktive tuberkulöse Prozesse im Organismus an, die kutane auch inaktive. Am besten sind zurzeit noch beide Reaktionen in praxi nebeneinander zu verwenden.

2. Die beiden Reaktionen haben nicht nur eine diagnostische, sondern auch eine wichtige prognostische Bedeutung, indem bei rasch progressen tuberkulösen Prozessen fast stets die Reaktionen nur spurweise auftreten resp. ausbleiben.

3. Man kann augenscheinlich die bisher bei suspekten Fällen von Tuberkulose zur Feststellung der Diagnose angewandten probatorischen Injektionen von Kochschem Tuberkulin durch die kutane Impfung mit 25 %igem Alttuberkulin und die conjunctivale Einträufelung von 1 %iger Alttuberkulinlösung ersetzen, was für die Kranken von wesentlichem Vorteil ist.

4. Die bei der kutanen Impfung auftretende Spätreaktion ist in ihrer Bedeutung noch nicht geklärt, aber für die Diagnosenstellung nicht zu verwenden.

5. Es kommt bei der conjunctivalen Einträufelung gelegentlich zu einer concomitierenden Reaktion auf dem anderen Auge.

6. Nach probatorischer Injektion Kochsehen Alttuberkulins kommt es garnicht selten zu einem Aufflammen der selbst wochenlang zurückliegenden Kutan- und Conjunctivalreaktion.