Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(11): 471
DOI: 10.1055/s-0029-1186407
Korrespondenzen

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Untersuchungen über den von O. Schmidt angegebenen protozoonähnlichen Parasiten der malignen Tumoren und über „Kankroidin“ (Schmidt)

Bemerkungen zu dem Aufsatze von B. Baisch. (Diese Wochenschrift 1908, No. 7.)Otto Schmidt in Köln
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 August 2009 (online)

Untersuchungen über den von O. Schmidt angegebenen protozoonähnlichen Parasiten der malignen Tumoren und über „Kankroidin” (Schmidt)

Zusammenfassung

Baisch hat mit strengster Objektivität ein Bild vom Stande meiner Carcinomforschungen im Sommer 1906 entworfen, soweit sie bei der Nachprüfung in Heidelberg zur Diskussion standen. Ich kann mit den Resultaten der Nachprüfung zufrieden sein, und nur die Bemerkung im 2. Absatz: “Zumal da Dr. Schmidt in einer Reklame für das Kankroidin sich auf Befunde der Heidelberger Chirurgischen Klinik stützt” zwingt mich zu einer kurzen Entgegnung.

Ich persönlich treibe keine Reklame. Die Firma, welche das Kankroidins herstellt und vertreibt, war zweifellos berechtigt und handelte auch nach einem allgemein geübten Gebrauche, wenn sie anführte, daß v. Dungern und Werner in ihrem Werke “Das Wesen der bösartigen Geschwülste” über ein Mäusecarcinom berichtet haben, das in der Heidelberger Chirurgischen Klinik experimentell durch Injektion meiner Reinkultur erzeugt worden ist. Den Fall bestätigt Baisch ja jetzt selbst.

Zur Frage der spezifischen Reaktion nach Injektion des Kankroidins habe ich mich in einer Arbeit geäußert, die in einer der nächsten Nummern der Wiener medizinischen Wochenschrift veröffentlicht werden wird. Die sieben rein therapeutischen Injektionsversuche dürften für die Beurteilung der Wirksamkeit der Methode doch kaum in Betracht kommen. Um einen naheliegenden Vergleich zu brauchen, war die Schwere der Erkrankung mit der von Lungentuberkulösen dritten Grades etwa in eine Kategorie zu stellen. Da versagt gewöhnlich auch das Tuberkulin, wie jedes Mittel versagen muß, das eine immunisierung bezweckt. Dazu kommt, daß bei keinem dieser Kranken, soweit es mir bekannt ist, die Kur bis zur Verwendung der unbedingt nötigen großen Dosen durchgeführt wurde.

Die nach den stärkeren Konzentrationen auftretende Schmerzhaftigkeit und die zuweilen beobachteten Infiltrationen waren nicht durch die injizierte Reinkultur verursacht, sondern auf Zementstaub zurückzuführen, der sich bei der Verarbeitung in der Kugelmühie durch Reibung der Kugeln aneinander ablöste. Durch eine in die Herstellung des Kankroidins eingeführte Aenderung konnte dieser Uebelstand leicht beseitigt werden.